A Visual Clearing-up: Redesign of the Montreal Biodome by Kanva
Foto: James Brittain
Dass Städte sich mitunter schwer tun mit ihrem olympischen Erbe, ist an sich nichts Neues. In München wurde unlängst das Velodrom der Olympischen Spiele 1972 abgerissen, um einer neuen Sportarena nach Entwürfen von 3XN Platz zu machen. Seinem Pendant von den Spielen in Montreal 1976 blieb dieses Schicksal immerhin erspart, doch der Hallenbau des französischen Architekten Roger Taillibert ist seit 1992 kaum wiederzuerkennen. Als „Montreal Biodome“ beherbergt es seither einen Indoor-Zoo mit fünf naturnah gestalteten Habitaten vom tropischen Regenwald bis zu den subpolaren Regionen Nordkanadas und der Antarktis. Tausende Tier- und Pflanzenarten leben hier unter einem Dach, das für die Besucher indes kaum noch sichtbar war.
Mit ihrem Umbau des Museums wollten die Montrealer Architekten Kanva daher nicht zuletzt Tailliberts Architektur wieder stärker ins Blickfeld rücken. Sie ließen Zwischendecken entfernen und ließen die zahlreichen Einbauten hinter geschwungenen weißen Membranwänden verschwinden, die die Höhe viergeschossiger Häuser erreichen. Zusammengenommen erreichen sie eine Länge von rund einem halben Kilometer. Die Membranen werden oben und unten von Klammerprofilen gehalten und sind über eine Unterkonstruktion aus Stahl und Aluminium gespannt. In der Gebäudemitte räumten die Architekten einen neuen zentralen Platz frei, von dem aus das gigantische Hallendach mit seinen zahlreichen Glasoberlichtern in voller Höhe zur Geltung kommt. Von hier aus betritt man die fünf Klimazonen durch schmale Schlitze in der Membranwand. Dabei legten die Architekten Wert darauf, dass die Lebensräume mit allen fünf Sinnen erfahrbar werden sollten. Bevor die Tiere ins Blickfeld kommen, sind sie daher zu riechen und zu hören. Beim Eintritt in das subpolare Habitat erwartet die Besucher ein Eistunnel, in dem sie sich schon einmal akklimatisieren können.
Besonders nah kommen Besucher dem Hallendach in einem neu errichteten, erhöhten Mezzaningeschoss rund um diesen zentralen Platz. Von dort aus können sie die Lebensräume ringsum gleichsam aus der Luftperspektive betrachten, aber auch einen technischen „Blick hinter die Kulissen“ werfen – allen voran auf die großen Klimageräte, die das subpolare Habitat auf pinguingerechte Temperaturen herunterkühlen.