Wrested From the Asphalt: Maggie’s Centre in Southampton by AL_A
Foto: Hufton + Crow
Auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1924 zeigte Mies van der Rohe den Idealentwurf eines Landhauses aus Backstein: zweigeschossig, mit auskragenden Flachdächern, die große Kamine umklammern, und Trennwänden aus Backstein, die sich unendlich weit in die Landschaft fortzusetzen scheinen. Das Haus wurde nie gebaut, die Originalpläne sind inzwischen verloren, und doch hinterließ der Entwurf Spuren in Mies‘ Werk – allen voran im Barcelona-Pavillon von 1929, der ja seinerseits die gebaute Utopie eines Wohnhauses darstellt.
Legt man den Grundriss des Maggie’s Centre, den AL_A in diesem Jahr in der südenglischen Hafenstadt Southampton fertiggestellt haben, über jenen von Mies, sind die Parallelen ebenfalls unverkennbar. Wie Windmühlenflügel greifen die vier Wände in den üppig begrünten Garten aus, den die Landschaftsarchitektin Sarah Price dem zuvor asphaltierten Krankenhausparkplatz abgerungen hat. Bepflanzt ist dieser mit den Gewächsen des nahe gelegenen New Forest: Buschwindröschen, Orchideen, Bärlauch, Scharbockskraut, Glockenblumen und Schlüsselblumen, Moosen und Farnen.
Das Maggie’s Centre ergänzt die onkologische Abteilung des benachbarten „Southampton General Hospital“ und unterstützt Tumorpatienten im alltäglichen Leben mit ihrer Krebserkrankung. Finanziert wurde der Neubau durch die gleichnamige Wohltätigkeitsorganisation, die vor 25 Jahren ihr erstes Beratungszentrum in Edinburgh eröffnete und seither viele weitere, meist von namhaften Architekten entworfene, hat folgen lassen.
Wie in jedem Maggie’s Centre besetzen auch hier Küche und Esstisch die Mitte des Hauses, mit Tageslicht versorgt durch ein kreisrundes Oberlicht. An den Fassaden wechseln sich drei Materialien ab: raumhohe Verglasungen, Edelstahlbleche mit Wellenstruktur, die ein verfremdetes Abbild des üppigen Grüns ringsum reflektieren, sowie Keramikelemente mit Rippenstruktur. Anders als bei Mies bestehen die langen Trennwände nicht aus Backstein, sondern aus Hohlkammerprofilen in vier Formaten. Sie sind über Stahlklammern miteinander verbunden, teilweise im Inneren bewehrt und ausbetoniert. Teils verlaufen in ihrem Inneren auch Gewindestangen, die mit einem Sturz in der Dachebene verschraubt sind. Dort, wo die Keramikelemente Innen und Außen trennen, bilden sie eine zweischalige Wand mit Kerndämmung.
Weitere Informationen:
Landschaftsarchitektur: Sarah Price Landscapes
TGA-Planung: Arup
Bauunternehmen: Sir Robert McAlpine