Vielfalt in Farbe und Struktur
Zu Beginn des neuen Jahres eine perspektivische Frage, die uns seit einem Interview mit Bjarke Ingels und Kai-Uwe Bergmann von BIG nicht mehr loslässt: Hat die Zukunft schon längst begonnen? Die beiden Architekten sind sich da sicher. Sie arbeiten mit einflussreichen Partnern wie der Nasa an Projekten, die wie Science-Fiction klingen, aber bereits in Planung sind oder sogar schon realisiert werden. Dies betrifft nicht nur terrestrische Vorhaben der Bjarke Ingels Group wie das Hochgeschwindigkeitstransportmittel Hyperloop, sondern auch Interventionen auf dem Mond und dem Mars. Wer Bjarke Ingels zuhört, kommt leicht zur Überzeugung, dass ihre Besiedelung kurz bevorsteht. Welche Projekte BIG für das Leben auf anderen Planeten konkret plant und umsetzt, beschreiben die beiden Architekten im Interview.
Für die Dokumentationen in dieser Ausgabe haben wir uns auf irdische Gebäude konzentriert und uns mit Farbkonzepten in der Architektur auseinandergesetzt, sei es für einzelne Gebäude oder im Stadtraum.
Welche Farbe hat die historische Altstadt in Göttingen? Wie kann sich zwischen ihren traditionellen Fachwerkhäusern ein Neubau behaupten? Für das Kunsthaus in der niedersächsischen Universitätsstadt haben Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut von Atelier ST ein überzeugendes Konzept realisiert. Die Fassade des Kulturzentrums interpretiert die Bautradition der Nachbarn, und Farbe spielt dabei eine herausragende Rolle.
Mit unserer Ausgabe zu Farbe und Struktur beginnen wir das Neue Jahr. Die dokumentierten Farbkonzepte in diesem Heft greifen mal gedeckte und zurückhaltende Farbtöne auf, dann wieder setzen sie leuchtende Akzente in Rotviolett oder strahlendem Blau. Passend zur Ära des Bestands haben die Londoner Architekten Wittham Cox bei der Sanierung des brutalistischen Wohnbaus in Sheffield auf die Farbpalette Le Corbusiers zurückgegriffen. Ähnlich wie bei den Unités d’Habitations des Schweizer Architekten sind die Balkonlaibungen in Primärfarben gestrichen, welche die Sichtbetonflächen des Gebäudes auflockern und den heiteren Charakter des Wohnheims ausmachen. Deutlich dezenter ist der Farbeinsatz beim genossenschaftlichen Wohnungsbau San Riemo in München und beim Atelieranbau von Office S&M in London. Beide Projekte setzen helle Töne und Pastellfarben für einzelne Bauteile ein und schaffen damit optische Glanzpunkte im Raum. In unserem Interiors-Sonderteil, den Peter Popp zusammengestellt hat, trifft die Farbgestaltung im Innenraum auf Bestandsstrukturen. Die Mischung aus Materialien und Farben entfaltet in beiden dokumentierten Wohninterieurs eine erstaunliche räumliche Wirkung.
Was erwartet Sie sonst noch im neuen Jahr bei Detail? Unsere neue Interview-Reihe zu Klimafragen wird in jeder Ausgabe ein neues Schlaglicht auf Konsequenzen und Lösungswege in der Architektur werfen. Als erstes haben wir mit Tatiana Bilbao aus Mexico City gesprochen – für sie müssen Antworten auf Klimafragen auch eine Chance zu mehr Diversität und sozialer Gerechtigkeit bieten. In unserem Redaktionskalender 2022 haben wir außerdem Hefte zum urbanen Wohnungsbau, zu kostengünstigem Bauen und zu begrünten Städten sowie Strategien der Kreislaufwirtschaft geplant. Im Mai und Oktober finden unsere Kongresse zum Modulbau und zu Gebäudehüllen statt. Den Detail Award 2022 vergeben wir im November.