De lege artis: Renzo Piano Building Workshop designs Tribunal de Paris
Foto: RPBW, Sergio Grazia
Entgegen erster Ideen der französischen Regierung, den Neubau in zwei funktional getrennte Gebäude zu splitten, entscheiden sich die Architekten für einen monumentalen Bau. Mit seinen rund 160 m Höhe gliedert sich das neue Justizgebäude somit in die Reihe der plakativen Bauten der französischen Hauptstadt ein. Auf über 40 Geschosse verteilt, finden auf rund 100.000 Quadratmetern Gerichtssäle und Büros Platz.
Der Justizbau befindet sich, im Norden begrenzt durch die Ringstraße, im Osten durch den Martin Luther King-Park, am Rande des Pariser Zentrums. Er besteht aus vier Volumina. Die unterste Ebene bildet eine Sockelzone; darauf stapeln sich drei weitere Teile und bilden einen sich nach oben hin verjüngenden Turm. Während der untere Bereich mit seinem L-förmigen Grundriss die Form des Grundstücks nachzeichnet, nimmt die Fläche der übrigen Geschosse mit zunehmender Höhe ab. Dadurch entsteht ein gestaffeltes Bild. Das Hochhaus wirkt trotz seiner enormen Ausmaße leicht und luftig. Verstärkt wird dieser Effekt durch eine zweischalig verglaste, intelligente Fassade. Sie verleiht dem Bau eine uniforme Hülle, die lediglich entlang der Längsseiten von außenliegenden Panoramaaufzügen unterbrochen wird. Diese scheinen den Gerichtsbau wie ein Rückgrat zusammenzuhalten.
Die Architekten konzipieren den Justizpalast als grünen Bau. Auf den gestapelten Körpern entstehen jeweils große Dachterrassen. Bäume und Pflanzen schaffen Naherholungsqualitäten und lassen den Eindruck entstehen, als breite sich der angrenzende Park über den Neubau hinweg aus. Photovoltaikpaneele, natürliche Belüftung und Regenwassernutzung runden das nachhaltige Konzept ab.
Zum Park in östlicher Richtung hin orientiert, spannt das Justizgebäude einen dreieckigen Vorplatz auf, der zum Ankommen einlädt. Zentral an der Ostfassade positioniert, erfolgt von dort aus auch der Hauptzugang, über den man in die großzügige Lobby gelangt. Diese umfasst in manchen Bereichen die gesamte Höhe des Sockels von bis zu 28 m und wird von zarten Stahlsäulen zoniert. Gemeinsam mit zwei anschließenden, kleinen Atrien koordiniert sie die Zirkulation durch den Bau und fasst alles zu einer funktionellen Einheit zusammen. Die Erschließungswege organisieren sich rund um diesen zentralen Bereich in Form von Rolltreppen, Treppenhäusern und offenen Galerien. Durch runde Oberlichter, die sich wie eine Haut auf das Dach legen und somit auch von außen zum Hingucker werden, gelangt gemeinsam mit der großen verglasten Fassade viel Tageslicht ins Innere.
Programmatisch nimmt die Sockelzone die rund 90 Gerichtssäle, sowie Räume für Sitzungen und Besprechungen auf. Der Turm bietet Platz für Büros und kleinere Einheiten. Bei der Gestaltung der Innenräume setzt man vor allem bei den Gerichtssälen auf reichlich Holz. Sie sind in Parkett und Buchenholzpaneele gekleidet und verleihen den Räumen, gepaart mit weißen Akzenten, sowie dem schlichten Interieur einen warmen Charakter.