Tetris an der Pegnitz:
Augustinerhof in nurember from Staab Architekten
© Marcus Ebener
Investorenarchitektur im Altstadtkontext ist oft Puzzlearbeit – der Augustinerhof von Staab Architekten zeigt das mit einer bewegten Dachlandschaft und einer unregelmäßig gegliederten Betonwerksteinfassade. Immerhin ist mit dem Neubaukomplex aus Hotel, Läden und Museum nun die schier endlose (Nicht-)Baugeschichte des Areals zum vorläufigen Abschluss gekommen.
© Marcus Ebener
Der Augustinerhof am Nürnberger Pegnitzufer hat bewegte Zeiten hinter sich – selbst wenn die Bewegung nicht immer ihren Niederschlag im Stadtbild fand. Von 1265 bis ins 19. Jahrhundert stand hier ein Augustinerkloster und später eine Zeitungsdruckerei, in der unter anderem das NS-Parteiblatt „Der Stürmer“ gedruckt wurde. Nach deren Wegzug 1973 begannen sich die Investoren für das Filetgrundstück zu interessieren.
Pläne für einen gläsernen Neubau nach Entwürfen von Helmut Jahn scheiterten in den 90er-Jahren am Widerstand der Nürnberger Bevölkerung. 2008 erwarb der Investor Gerd Schmelzer das Areal in einer Zwangsversteigerung und noch im gleichen Jahr gewannen Staab Architekten den von ihm ausgelobten Architektenwettbewerb. Danach: Stillstand, Zwischennutzung als Parkplatz, bis 2016 bekannt wurde, dass das Deutsche Museum in dem Gebäudekomplex eine Zweigstelle einrichten wollte.
© Marcus Ebener
Mit 5500 von rund 23000 m² Nutzfläche ist das Technikmuseum der größte Mieter in dem Neubau von Staab Architekten. Weitere 4000 m² belegt ein Vier-Sterne-Hotel mit 120 Zimmern, hinzu kommen Gastronomie- und Ladenflächen. S-förmig fügt sich der Augustinerhof in den bestehenden, halbfertigen Baublock, in puncto Bauform und -höhe sichtlich bemüht um Anpassung an den Altstadtkontext. Zwischen den beiden Gebäudeflügeln verbindet eine öffentliche Durchfahrt den Hauptmarkt mit dem nahen Flussufer. Die bewegte Dachform mit ihren zahlreichen Verschneidungen lässt die Mühe der Architekten erahnen, das Nutzungsprogramm mit seinen divergierenden Ansprüchen an Raumgrößen und Geschosshöhen zu einem homogenen Baukörper zu verbinden. Letzterer ist – Gauben auf zwei Höhenniveaus deuten es an – bis unter den First mit Nutzfläche vollgepackt.
© Marcus Ebener
© Marcus Ebener
Die Tetris-Fassade aus weißen, konkav gewölbten Betonwerksteintafeln erinnert an Fachwerkfassaden ebenso wie an die in Nürnberg ebenfalls omnipräsente Nachkriegsmoderne. Diese Doppeldeutigkeit ist durchaus originell, und doch wirkt das formverliebte Fassadenbild wie vieles an dem Neubau etwas bemüht.
© Marcus Ebener
In den Sälen des Deutschen Museums immerhin zeigen die Architekten, warum sie zu Deutschlands führenden Museumsentwerfern gehören. Hier sind die Raumdimensionen und folglich die Fenstermaße ganz andere als im Hotel gegenüber. Aus dem Foyer im Erdgeschoss führt eine Treppenanlage mit drei versetzt angeordneten Treppenläufen hinauf in das sogenannte Forum, einen zweigeschossigen Raum, um den sich die Räume der Dauerausstellung gruppieren. Zwei weitere, doppelgeschossige Hallen stellen die Verbindung zu der darüber liegenden Wechselausstellung her. Die für ein Museum wohltuend großen Fensteröffnungen holen das Nürnberger Altstadtpanorama auf Tuchfühlung heran.
Bauherr: alpha Projektentwicklung
Architektur: Staab Architekten
Standort:
Augustinerhof
Nürnberg (DE)