25.02.2021

Konzept Wohnen und Arbeiten

Hans Hollein hat es schon vor 50 Jahren vorgemacht. Mit Zeichenbrett und Telefon hat sich der Architekt in seinem „Mobilen Büro“ eingerichtet, einer pneumatischen Blase auf der grünen Wiese. 1969 galt diese Aktion als Provokation. Heute hingegen ist das Szenario kaum überraschend. Seit dem Shutdown ist der mobile Arbeitsplatz zur Alltags­routine geworden. Zwar ist die Wiese nur selten der optimale Ort, doch im Grundsatz gilt: Das Büro ist überall. Und besonders häufig ist das Büro zuhause. Home Office nennt sich diese Konstellation, die eine Vielzahl an Erwerbstätigen weltweit betrifft und von der Mehrzahl geschätzt wird.

Noch nie sind sich Wohnen und Arbeiten räumlich so nahe gekommen wie gegenwärtig. Doch mittelfristig ist der Remote-Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden nur praktikabel, wenn die Wohnverhältnisse es zulassen. Deshalb brauchen wir Antworten auf wichtige Fragen: Mit welchen Grundrissen und Typologien lassen sich Wohnen und Arbeiten verbinden? Welche stadtplanerischen Konsequenzen hat die neue Allianz mit Blick in die Zukunft?

Unsere März-Ausgabe konzentriert sich auf aktuelle Beispiele, die Wohnen und Arbeiten kombinieren, oft in lebendigen urbanen Quartieren. Die strikte funktionalistische Ordnung der Stadt ist passé. Der urbane Alltag organisiert sich heute so, dass alles möglichst um die Ecke ist. Digital und mit der Welt vernetzt sind wir ohnehin immer und überall. Die eigentliche Lebensqualität jedoch bietet uns nicht der Bildschirm, sondern die Vielfalt an Erfahrungen und Begegnungen im analogen Stadtraum vor der Haustüre.

Die Typologien in unserem aktuellen Heft zeigen gelungene Konzepte für die Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten, sei es in großen Gebäuden oder als Erweiterung von Wohnflächen. Unsere Prozessbeiträge zu den beiden Wohn- und Geschäftshäusern von BDE und Atelier Kempe Thill machen deutlich, wie anspruchsvoll die Planung von Stadthäusern mit Mischnutzungen ist. Welche Erfahrungen sie mit nutzungsoffenen Konzepten in Wien gemacht haben, beschreiben die Architekten Bernd Vlay und Lina Streeruwitz in unserem Interview. 

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