Günstiger Genossenschaftsbau
La Borda in Barcelona von Lacol
© Institut Municipal de l'Habitatge i Rehabilitació de Barcelona
La Borda ist der erste Genossenschaftsbau in Barcelona. Seit dem Bezug der 28 Wohnungen 2018 wurde er mehrfach international ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nachwuchspreis „Emerging Architect“ des Mies van der Rohe Award 2022.
„Die Architektursprache von La Borda mit dem vielen sichtbaren Holz erinnert eher an Skandinavien oder den deutschsprachigen Raum, aber bestimmt nicht an Barcelona.“ erklärt Carles Baiges, als er das Metalltor in die Eingangshalle aufschließt. Er ist einer von fünf Mitgliedern des Architektenkollektivs Lacol, die La Borda nicht nur geplant haben, sondern auch Teil der Wohngenossenschaft sind und hier wohnen. Bereits 2012 organisierte er sich mit einer Gruppe Nachbarn zu einer Bürgerinitiative, um bezahlbaren kollektiven Wohnraum zu schaffen. Inzwischen ist La Borda die wichtigste Referenz für die neue Genossenschaftsbewegung in Katalonien.
© Frank Kaltenbach
„In Katalonien gab es einfach keine Vorbilder für das was wir schaffen wollten: eine Gesellschaft mit einer sozialen, nachhaltigen Ökonomie, die nicht auf Profit ausgelegt ist, sondern auf das Gemeinwohl.“ Das Grundstück in der Zeile einer Blockrandbebauung war tief genug, um eine großzügige, bis zu siebengeschossige Halle zur Erschließung, Belichtung der Zimmer und vor allem zur Kommunikation der Hausgemeinschaft zu bauen. Die Genossenschaft hat es von der Stadt in Erbpacht erhalten und bezahlt dafür einen jährlichen Obolus. Die Südfassade ist in den Innenhof orientiert, der 2022 als Quartierspark umgestaltet wird.
La Borda ist einer der größten Holzbauten in Spanien. Tragwerk und tragende Wohnungstrennwände der oberen Geschosse sind inklusive Treppenhaus aus Brettschichtholz. Nur das Erdgeschoss ist aus Stahlbeton mit Ausfachungen aus Betonsteinen. Die Schaltafeln für die Sichtbetondecken wurden in der Gemeinschaftsküche als Bodenbelag wiederverwendet. Die Fahrräder stehen in der Halle oder sind an die Wand gehängt. Auf eine Tiefgarage hat die Genossenschaft nicht nur aus Kostengründen verzichtet, sondern auch aus ökologischer Überzeugung.
© Frank Kaltenbach
Die Halle ist wie ein Theaterraum ringsum von Galerien umgeben. Auf der Nordseite weitet sich diese Kommunikationszone im ersten Obergeschoss zu einer zweigeschossigen Gemeinschaftsplattform auf, die später noch ausgebaut werden kann. Von der Plattform geht es über eine Stahltreppe hinauf in die Gästeapartments. Die Stadt Barcelona fördert zwar genossenschaftliche Wohnungen, aber bisher nur die reine Wohnfläche und keine Gemeinschaftsflächen. Daher sind diese Bereiche bei La Borda nur spärlich ausgebaut. Bei dem Folgeprojekt La Balma im Stadtteil Poblenou haben Lacol die Gemeinschaftsflächen auch mangels Platzes, aber auch mangels Förderung wesentlich kompakter gestaltet.
Die 28 Wohnungen sind flexibel aufteilbar in unterschiedliche Größen von 40, 60 und 75 m². Die Einheiten auf der Nordseite im vierten und fünften Obergeschoss haben ein horizontales Fensterband zur Straße und keine Balkone. Dafür sind sie im Sommer angenehm kühl. „Die Halle ist ein thermischer Pufferraum. Sie wird nicht geheizt, aber meist ist es warm genug und im Sommer ist das kühle Klima ideal.“
Mehr dazu in Detail 3.2022 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
© Lacol
© Frank Kaltenbach
Architektur: Lacol
Bauherr: Cooperativa La Borda
Standort: Carrer de la Constitució 85,89, 08014 Barcelona (ES)
Tragwerksplanung: Miguel Nevado
TGA-Planung: Arkenova