Genossenschaftsbau La Balma von Lacol + Laboqueria

La Balma ist der erste Genossenschaftsbau in Barcelona, der aus einem Wettbewerb hervorgegangen ist. Lacol haben ihre Prinzipien in puncto Partizipation, Nachhaltigkeit und architektonische Qualität auf engstem Raum umgesetzt. La Balma steht stellvertretend für die Wende der Wohnungsbaupolitik Barcelonas. Nach jahrzehntelanger Gentrifizierung und Verknappung von Wohnraum durch Overtourism hat die Stadt endlich ein Wohnungsbauprogramm aufgesetzt, das den Bau von bezahlbarem sozialverträglichem Wohnraum fördert. La Balma ist das erste fertiggestellte Projekt dieser Konzeptvorgaben. Die Arbeitsgemeinschaft der Architekturkollektive Lacol und Laboqueria hatten im Wettbewerb den Zuschlag erhalten, weil sie den Anforderungskatalog am weitreichendsten erfüllten: soziale Einbindung der späteren Bewohner durch einen partizipativen Planungsprozess, eine der 20 Wohnungen wird als Sozialwohnung an unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vermietet. Außergewöhnlich ist der hohe Anteil nachwachsender Baustoffe. Auf dem Erdgeschoss aus Stahlbetonskelett stehen fünf Wohngeschosse aus Brettsperrholz. Ein kompaktes A/V Verhältnis unterstützt den Wärmeschutz, die Erschließungsflächen sind im Freien, nur die Wohnungen und Gemeinschaftsräume müssen beheizt werden. Die Blaupause für La Balma haben Lacol selbst geliefert: Bei ihrem Genossenschaftsbau La Borda im Stadteil Sants, der 2018 fertig gestellt wurde.

Integration in die Nachbarschaft

Das Eckgrundstück wird von drei gänzlich unterschiedlichen Seiten umgeben: im Osten die laute Straße Carrer Espronceda, im Norden ein grüner Stadtpark und im Westen eine Schule mit Sportplätzen im Innenhof des Blocks. Der Baukörper nimmt die kubische Struktur der Nachbarbauten auf. Das Motiv des Metalltors zu den Sportplätzen der Schule setzt sich im transparenten Sockel von La Balma fort.
Der Rohbau aus Massivholz, die gesamte Leitungsführung und die Haustechnik wurden komplett mit der BIM-Methode geplant. Alle Wohnungen haben die gleiche Grundstruktur durchgesteckter Grundrisse mit der statisch tragenden Nasszelle in Gebäudemitte. Die Laubengänge verspringen abhängig von der Gebäudeseite. Nach Osten bilden sie vom ersten bis zum dritten Obergeschoss einen Pufferraum zur lauten Straße. Die Breite der Laubengänge, die gleichzeitig als Balkon genutzt werden, ist hier durch auskragende Gitterbrüstungen aufgeweitet. Die Vorsprünge nehmen Balkone und Erker der Nachbarbebauung auf.
Im vierten und fünften Obergeschoss verspringen die Laubengänge auf die Westseite. Ab dieser Höhe ist nämlich der Blick nach Westen frei über das Schulgebäude.

© Frank Kaltenbach

An der Nordfassade zum Park liegt in der Straßenecke die offene Holztreppe, die bis auf die Gemeinschaftsterrasse auf dem Dach führt. Im vierten und fünften Obergeschoss geht hier der Laubengang von Treppe und Aufzug um die Ecke zu den Wohnungen. Liegestühle schaffen hier ein südliches Flair und selbst im Winter scheint die tiefstehende Abendsonne und lässt die warmen Holzdecken des Laubengangs durch die Öffnungen der metallisch kühlen Fassade leuchten wie eine Laterne. Die tragenden Wände aus Brettsperrholz sind nicht als Wohnungstrennwände gebaut, sondern um den Sanitärkern und entlang der Fassaden als tragende Außenwände. Das ermöglicht die Wohnungen flexibel aufzuteilen und die Wohnungstrennwände mit akustisch hochwertigen kostengünstigen Leichtbauwänden auszuführen. Das Herz des Genossenschaftsbaus ist der Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Das Foyer liegt im Freien. Der eigentliche Freibereich wird sich auf der Dachterrasse abspielen. Von dort haben die Bewohner einen umfassenden Rundblick über ganz Barcelona.

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