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Zeitgemäße Interpretation: »kult« von Pool Leber Architekten
Foto: Brigida Gonzales
Südlich des historischen Stadtkerns von Vreden, in unmittelbarer Nähe von Stifts- und Kirchenbauten, fügt sich das kulturhistorische Zentrum »kult« in die kleinteilige Bebauungsstruktur ein. In seiner Gestaltung am Bestand orientiert folgt es dem Verlauf der ehemaligen Begrenzungsmauern und präsentiert sich als Ensemble stimmig aneinandergereihter Baukörper. Das Projekt ist wie eine kleine Stadt konzipiert. Die diversen Volumina verbinden geschickt sowohl historische Gebäude aus dem 14. und 16. Jahrhundert als auch Neubauten. Sie differieren in Höhe und Dimension und vermitteln so einen lockeren Charakter. Die unterschiedlich geneigten Dächer zeichnen eine lebendig gefaltete Giebellinie nach und schließen ohne sichtbare Traufausbildung ab. Ganz generell zeigen sich die Außenansichten schnörkellos und unterstreichen die schlichte Formensprache. In Anlehnung an das Fassadenbild der Stadt ist das Kulturzentrum in eine beige Hülle aus kohlegebrannten Ziegeln gekleidet. Sie stammen aus einem Werk nahe Vreden und verleihen der Architektur einen lokalen Bezug. Um Neu und Alt ein wenig voneinander abzuheben, variieren Pool Leber Architekten Farbschattierungen und unterstreichen Sprünge und Details.
Das »kult« wird, von der Stadt kommend, über einen im Norden anschließenden Platz betreten. Hier öffnet sich der Bau im Erdgeschoss in raumhohen Verglasungen zum Besucher hin und leitet ihn direkt zum Foyer, dem Herzstück des Museums. Sämtliche Abläufe und Wege entwickeln sich rund um und ausgehend von diesem zentralen Bereich. Das Museumskonzept beruht auf einer programmatischen Zweiteilung. Zum einen in den kirchlichen, historischen Teil, zum anderen in den weltlichen, modern angehauchten. Dieser Dualität widmet sich nicht nur die Architektur an sich, sondern auch die Ausstellung. Während sich im ersten Obergeschoss der weltliche Museumsbereich befindet, geht es im zweiten Stock ausschließlich um kirchliche Themen. Die Inhalte werden nicht nur anhand von Exponaten kommuniziert, sondern stets von gezielten Ausblicken und Sichtachsen unterstrichen. Mal öffnet sich der Bau zum Fluss und zur Stadt hin, an anderer Stelle rückt er die Kirchenschiffe des Stifts in den Mittelpunkt. Neben den Ausstellungsflächen finden außerdem Räumlichkeiten für Veranstaltungen, das Stadtmarketing, sowie Shop und Café mit Sonnenterrasse ihren Platz in »kult«.
Die Innenraumgestaltung überzeugt mit einem konträren Ansatz. Im Gegensatz zu historischen Relikten entschied man sich hier für moderne Materialien. Die Oberflächen sind zum Großteil in Sichtbeton ausgeführt, der über die Struktur der sägerauen Bretterschalung eine spannende Optik erhält. Vereinzelte weiße Decken und Wände runden das schlichte Design, gemeinsam mit knallgelben Farbakzenten, ab. Sie leiten den Besucher auf subtile Weise durch den Bau und nehmen sich dennoch komplett zurück. Öffnungen, Atrien und Galerien übersetzen den akkumulierten Eindruck der Außenansichten ins Innere und ermöglichen erstaunliche Blickbezüge quer durch das Kulturzentrum.