Historische Moderne: Europäisches Hansemuseum in Lübeck
Foto: Werner Huthmacher
Ein mittelalterliches Burgkloster markiert den frühesten Besiedlungspunkt der Stadt Lübeck. Seit ein paar Monaten steht hier auch der Museumsneubau des Hamburger Architekturbüros Andreas Heller: Behutsam schmiegt sich das neue Gebäude an den Burghügel unterhalb des ehemaligen Klosters. Vom historischen Hafen aus erreicht man die Hügelkuppe und somit die höher gelegene Altstadt über eine zentrale, öffentliche Treppe. Diese erschließt zudem den neuen Gebäudetrakt und das variierende Raumkontinuum der Außenanlagen des Museums.
Die Geschichte des Ortes, und die damit verbundenen, heute nicht mehr existierenden Bauwerke, wie der Hexenturm der Stadtbefestigung und ein Arsenal, lieferten wichtige Anregungen für den Entwurf des neuen Gebäudes. Anstelle der ehemaligen Stadtmauer zitiert nun der Museumsneubau die mittelalterliche Grenze und greift mit monolithischer Kubatur und handwerklicher Fassadengestaltung die Vergangenheit auf. Raue Mauern aus handgepressten, scharfkantigen Backsteinen stehen hierbei im Kontrast zu Bronzetüren mit glatter Oberfläche und feinen Prägungen. Die unterschiedlichen Farbnuancen der einzelnen Ziegel sorgen für eine optische Auflockerung der Außenansicht.
Durch die Kombination aus Moderne und Vergangenheit verschmilzt das neue Gebäude mit der umliegenden Umgebung. Besonders veranschaulicht wird dies am westlichen Teil des Neubaus: Ein giebelständiges Haus ergänzt hier den Flachdachbau und nimmt die Formensprache der angrenzenden Bebauung auf. In Anlehnung an Lübecks Geschichte jedoch neu interpretiert, erhält die Giebelhausfassade mit dem Vierpass eine flächendeckende, ornamentale Gestaltung. Dieser gilt als prägnantes Motiv der Backsteingotik und ist als Schmuckelement vielerorts in der Hansestadt zu finden.
Reliefartig ornamentiert sind auch die bronzefarbenen Tore und Schutzverkleidungen der sanierten und restaurierten Burgklosteranlage. Als wiederholendes Element finden sich die bronzenen Bauteile sowohl innerhalb als auch außerhalb der mittelalterlichen Anlage und heben sich deutlich von den historischen Gebäudeteilen ab.
Der Museumsneubau umfasst zusammen mit dem ehemaligen Burgkloster und den neu gestalteten Außenanlagen rund 7400 qm und nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch die Geschichte der Hanse. Neben der archäologischen Grabungsstätte ergänzen beeindruckende Rauminszenierungen, erhaltene Originalobjekte und neuste Museumstechnik das facettenreiche Ausstellungskonzept.