Zwischen Ruine und Neubau: Psychiatrie von De Vylder Vinck Taillieu
Foto: Filip Dujardin © VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Der Psychiatriebau befindet sich in der belgischen Gemeinde Melle bei Gent. Er war einst Teil eines Klinikareals mit herrschaftlichen Villen und idyllischen Grünflächen. Von dem Charme des stimmigen Campus blieb nach sukzessiven Renovierungs- und Sanierungsarbeiten wenig übrig. Auch an der Psychiatrie waren die Abrissarbeiten bereits im Gange, als der Beschluss fiel, die Villa zu erhalten.
De Vylder Vinck Taillieu revitalisieren die psychiatrische Klinik rund um eine experimentelle Idee, die gemeinsam mit den unterschiedlichen Nutzergruppen entwickelt wurde. Frei nach dem Motto »Die Zeit heilt nicht alle Wunden – soll sie auch gar nicht« bleiben Bruchstellen und Verfall offen und werden zum zentralen Thema von PC Caritas.
Der marode Bestand wird weiter rückgebaut, bis auf den Kern ausgehöhlt und rundum geöffnet. Was bleibt sind rohe, zum Teil mit Betonziegeln geflickte, Backsteinwände. Durch die Hölzer des abgedeckten Dachs regnet es bei Schlechtwetter bis in das bekieste Erdgeschoss, in dem Bäume gepflanzt wurden. Inmitten dieser pavillonartigen Hülle integrieren die Architekten eine neue Tragstruktur aus grünen Stützen und Balken. Dazwischen setzen sie einzelne Glashäuser, die zu den einzigen geschützten Rückzugsräumen der Psychiatrie werden. Das Untergeschoss wird zum Auditorium umfunktioniert. Offene Sitzbereiche gehen direkt in die umliegenden Grünflächen über und laden zum Verweilen an.
Es entsteht ein surrealer Zwischenraum – zwischen Außen und Innen, Rau und Glatt, sowie Alt und Neu. Das Experiment PC Caritas soll sich mit der Zeit, gemeinsam mit seinen Nutzern stetig verändern.