04.01.2011

Zukunftsszenarien

Wie werden Szenarien für das Planen und Bauen von Morgen entwickelt?

Im Rahmen des Innovationsnetzwerks Future Construction wurden mehrere Zukunftsszenarien für das Planen und Bauen entwickelt. Die Methodik der Szenarioentwicklung spielt dabei eine wichtige Rolle.


Vorgehensweise der Szenario-Erstellung Der Szenario-Prozess im Forschungsverbund FUCON (Future Construction) untergliederte sich in fünf Arbeitspakete. Ziel der ersten Projektphase war es, Trends und (Technologie-) Szenarien für das zukünftige Bauen zu erarbeiten, um daraus Handlungsstrategien für Unternehmen und die Baubranche abzuleiten. Wesentliche Ergebnisse und Milestones jeder Phase wurden den Projektpartnern in Projektsteuerungsmeetings (PSM) vorgestellt und diskutiert. Die Projektsteuerungsmeetings dienten darüber hinaus der inhaltlichen Abstimmung und Konkretisierung der jeweils nachfolgenden Arbeitsschritte. Phase 1: Szenario-Vorbereitung
Das Szenario-Feld wurde zu Beginn des Projekts gemeinsam mit den Projektpartnern abgegrenzt, um den Aufwand der zu entwickelnden Szenarien zu begrenzen und das Suchfeld klar zu definieren. Die Szenarien werden daher wie folgt beschrieben: "Die FUCON-Szenarien beschreiben alternativ denkbare Entwicklungen des Bausektors im Jahr 2020 im deutschsprachigen Raum. Hierzu werden wesentliche prozessuale, technologische, strukturelle, organisatorische, politische, globalwirtschaftliche und gesellschaftliche Einflüsse auf die Bauwirtschaft erfasst." Zur Strukturierung der Szenario-Inhalte wurde in einer umfassenden Metastudie (Literaturrecherchen, Auswertung von Forschungsprojekten und Studien etc.) und globaler Best-Practice-Betrachtung eine Momentaufnahme der Bauwirtschaft erarbeitet. Die Analyse des Ist-Zustands diente zum einen als Grundlage für die Entwicklung des Szenario-Felds und unterstützte zum anderen die Auswahl der wesentlichen Einflussfaktoren. Das FUCON-Szenario-Feld wurde zum einen durch die baunahe Systemebene "Umfeld Bauen und Immobilie" und zum anderen durch die allgemeine Systemebene "Globales Umfeld" abgebildet. Phase 2: Szenario-Feld-Analyse
In der zweiten Phase wurden für die definierten Einflussbereiche konkrete Einflussfaktoren definiert. In einem Brainstorming-Prozess wurden mit den Projektpartnern im Workshop 141 mögliche Einflussfaktoren gesammelt und entsprechend dem Szenariofeld geclustert. Diese potenziellen Einflussfaktoren wurden anschließend im Rahmen der Einflussanalyse iterativ zu 63 Faktoren verdichtet und im Einflussfaktoren-Katalog detailliert beschrieben. Die Verdichtung erfolgte aufgrund der Expertise der Teilnehmer aus den verschiedenen Partnerunternehmen, sowie der Zuziehung externer Experten und der Bewertung nach Faktoren wie Relevanz, Heterogenität und Detailtiefe, innerhalb des Szenario-Felds. Phase 3: Szenario-Prognostik
In der Phase der Szenario-Prognostik wird die zukünftige Entwicklung der Einflussfaktoren analysiert und spezifiziert. Dabei wurden die Projektionen abgestimmt und in einem Projektionskatalog dokumentiert. Letztendlich wurden die einzelnen Projektionen der Einflussfaktoren in einer Konsistenzmatrix zusammengefasst, um Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen Entwicklungskombinationen zu identifizieren und anzugleichen. Schließlich fand eine Reduktion der Einflussfaktoren auf 20 Schlüsselfaktoren statt.

Phase 4: Szenario-Bildung
Durch die Konsistenzanalyse wurden aus der Kombination aller Projektionen konsistente Szenarien identifiziert und extrahiert. Die Bewertung wurde sowohl durch das Kernteam des Fraunhofer IAO als auch durch die Projektpartner vorgenommen. Ziel war es, aus dem Szenario-Prozess des Innovationsnetzwerks FUCON mehrere gleichberechtigte Szenarien zu erhalten, die sowohl möglichst unterschiedliche Inhalte beschreiben als auch in sich homogen (konsistent) sind, bzw. sich ihre einzelnen Aussagen nicht widersprechen. Für FUCON hat sich aus der Konsistenzanalyse die Anzahl von sieben Rohszenarien ergeben, welche dann zu drei Hauptszenarien konsolidiert werden konnten.

Phase 5: Szenario-Transfer
In der Phase des Szenario-Transfers wurden Handlungsfelder entwickelt, die sich aus den identifizierten Szenarien ergeben. In diesen Handlungsfeldern definierten die Partner des Innovationsnetzwerks strategische Maßnahmen, um in der jeweiligen Zukunft im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Durch die Entwicklung der Szenarien im Netzwerk spielte der Transfer eine wichtigere Rolle, als dies in der Regel bei der Szenario-Entwicklung in einzelnen Unternehmen der Fall ist. Um die Forschungsinhalte auf Fachebene voranzutreiben und das spezifische Know-how der Partner über die Projektsteuerungsmeetings hinaus einzubinden, finden in regelmäßigen Abständen Partnerworkshops statt. Die Wissensbasis zur Szenario-Entwicklung bildete - über das Partnernetzwerk hinaus - ein Netzwerk aus Experten in den unterschiedlichen Bereichen des Umfelds Bau und Immobilie. Aus dem Szenario-Prozess des Innovationsnetzwerks FUCON wurden folgende Zukunftsszenarien für das Bauen im Jahr 2020 entwickelt:

FUCON-Szenario 1: "Craftsmanship 2020"
Vernetztes Handwerk als individuelle Serviceleistung aus einer Hand

FUCON-Szenario 2: "Industrialized Construction 2020"
Kosteneffizienz und Produktvielfalt durch Modularisierung und Serienfertigung

FUCON-Szenario 3: "Parametric Age 2020"
Individuelles Bauen für höchste Kunden- und Umweltanforderungen
durch innovative Prozesse

Der Einsatz der Szenario-Methode hat einen strukturierten Rahmen für den zielgerichteten Einsatz verschiedener Planungs- und Prognosemethoden wie z. B. die Systemanalyse oder verschiedene Varianten der Expertenbefragung geboten und ist ein maßgebliches Instrument zur mittel- und langfristigen Planung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Rahmen des Innovationsnetzwerks FUCON.

Copyright: Fraunhofer IAO, FUCON
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