Ausstellung im Architekturzentrum Wien
Yasmeen Lari: Architektur für die Zukunft
Zero-Carbon-Architektur: flutresistente Häuser in Selbstbauweise in Sindh, Pakistan, © Archiv Yasmeen Lari
Als erste Architektin Pakistans entwarf Yasmeen Lari ikonische Bauten der Moderne, bevor sie sich mit ihrer Architektur für Klimageflüchtete und benachteiligte Bevölkerungsgruppen einsetzte. Mit dem heutigen Fokus auf Dekarbonisierung engagiert sie sich gleichermaßen für die Rechte für Mensch und Umwelt. Bisher unveröffentlichte Fotos und Zeichnungen vermitteln den beeindruckenden Werdegang der Architektin. Bis zum 16. August ist die weltweit erste Ausstellung der Architektin im Architekturzentrum in Wien ausgestellt.
Zero Carbon Cultural Centre in Makli, Pakistan, © Archiv Yasmeen Lari
Verantwortungsvolle Architektur
Yasmeen Laris Lebenswerk humanitärer und klimaaktivistischer Architektur soll zu einem neuen Architekturverständnis motivieren. Mit aktuellen Fragestellungen richtet sich Lari direkt an die Besucherinnen und Besucher. Ziel der Ausstellung ist es, zu einer Architektur der Mitverantwortung zu überzeugen.
Ausstellungsaufbau
Die Ausstellung ist chronologisch organisiert, von dem anfänglichen Fokus auf soziale Projekte bis hin zu dem später folgendem Bedürfnis, ressourcenschonend zu bauen. Die ausgestellte Spannbreite von Laris Werken von modernen Bauten bis hin zur aktuellen Selbstbau-Bewegung zeigt, wie sich das Verhältnis von Architektur und Zukunft verändert hat.
Rauchfreier Pakistanischer Herd „Pakistan Chulah“, © Archiv Yasmeen Lari
Humanitäre Architektur
Die gesamten sechs Jahrzehnte von Yasmeen Laris Schaffen sind durch ihre klimaaktivistische humanitäre Arbeit geprägt. Für die einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen entwarf Lari Pakistans ersten sozialen Wohnbau in Lahore. Außerdem entwickelte sie den raucharmen Herd „Pakistan Chulah“, der im Vergleich zu traditionellen Herden nur die Hälfte des Brennstoffes benötigt. Diese Herde können aus lokalen Materialien wie Lehm und Kalk selbst gebaut und individuell dekoriert werden.
Ikone der Moderne: Wohnhaus in Karatschi von 1973, © Archiv Yasmeen Lari
Kaserne aus Lehm in Bahawalpur, Pakistan, © Archiv Yasmeen Lari
Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung
Recht schnell legte Yasmeen Lari den Fokus in ihren Projekten auf lokale Baumaterialien. Mit der Initiierung der weltweit größten Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung hilft die Architektin den Menschen, die von den Klimakatastrophen am stärksten betroffen sind. Mithilfe von Trainings vor Ort und dem während der Pandemie gestarteten digitalen Zero-Carbon-Channel werden ungelernte Arbeiter im Prozess des Bauens ausgebildet. So können flut- und erdbebensichere Häuser und sanitäre Infrastrukturen aus lokalen Materialien im Selbstbau errichtet werden. Auch heute leistet die mittlerweile über achtzigjährige noch unermüdlich architektonische Katastrophenhilfe in Pakistan.
Robuste Lehm-Bambus-Bauten, © Archiv Yasmeen Lari
Werdegang
Im Jahr 1964 eröffnete Yasmeen Lari als erste Frau in ihrem Heimatland Pakistan ein Architekturbüro. Laris gebautes Werk befindet sich ausschließlich in Pakistan, internationale Bekanntheit erhielt sie durch ihr Privathaus, das als Ikone des Brutalismus gilt. Anlässlich der Ausstellung erscheint das Buch „Yasmeen Lari: Architecture for the Future“. Bisher unveröffentlichtes Fotomaterial und Essays kontextualisieren das Lebenswerk von Yasmeen Lari hinsichtlich der Fragen von Architektur und Zukunft.
Mehr dazu in Detail 6.2023 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Ausstellungsort: Ausstellungshalle 2, Architekturzentrum Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien (AT)
Ausstellungsdauer: 9. März bis 16. August 2023
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 10–19 Uhr
Weitere Informationen: azw.at