Kultureller Mittelpunkt
Yantai Sun Tower von Open Architecture

Mit seiner offenen Seite wendet sich der Sun Tower dem Gelben Meer zu. © Iwan Baan
Yantai liegt rund 500 km südöstlich von Peking an der Küste des Gelben Meers. Schon 1984 richtete die chinesische Regierung hier eine Sonderwirtschaftszone, die Yeda Development Zone, ein. Sie gilt heute als wichtiger Standort der chinesischen Automobilzuliefer-Industrie, außerdem betreibt Foxconn hier eine große Fabrik. Wegen ihrer Lage direkt an der Küste ist sie aber auch ein beliebter Wohnstandort und zieht Touristen an.


Das Auditorium auf der Seeseite wird von einer großen Betonkuppel vor Regen geschützt. © Iwan Baan
Parallel zum Lauf der Sonne
Mit dem Sun Tower von Open Architecture erhält die Satellitenstadt nun endlich auch einen kulturellen Mittelpunkt mit Bibliothek, Ausstellungsflächen und Aussichtsplattformen. Archäologische Ausgrabungen haben gezeigt, dass in der Gegend rund um Yantai frühzeitliche Sonnenkulte stattfanden. Die Architekten nahmen das zum Anlass, ihr Kulturzentrum als modernes Sonnenobservatorium zu gestalten. Der 50 m hohe Turm ist so ausgerichtet, dass seine nördliche Kante parallel zur Mittagssonne während der Sommersonnenwende verläuft. Der Eingangstunnel von der Stadt her zeigt in Richtung Sonnenuntergang während der Wintersonnenwende.
Aussichtsturm mit zwei Gesichtern
Der Stadt und dem dahinter liegenden Industriegebiet kehrt der Sun Tower seinen Rücken aus geschlossenen Betonwänden zu. Richtung See öffnet er sich dagegen mit offenen Treppenhäusern, Aussichtsterrassen und einem großen Auditorium im Erdgeschoss. Das Tragwerk besteht aus zwei Betonschalen, die durch Treppen und Rampen miteinander verbunden und ausgesteift werden. Die untere Betonschale überdacht zugleich das Amphitheater und reflektiert den Schall des Meeres nach unten zu den Besuchern, die dort Platz genommen haben.


Die Rampen- und Treppenräume im Inneren des Turms sind als digitale Ausstellungsflächen gestaltet. © Jonathan Leijonhufvud
Rampen und Treppen als Ausstellungsflächen
Die Rampen und Treppen des Turms dienen zugleich als Ausstellungsflächen, überwiegend für digitale Exponate. Für weitere Objekte sind Hängepunkte in Wänden und Decken vorgesehen. In den beiden obersten Etagen erwarten die Bewohner zunächst eine Bibliothek mit analogen und digitalen Büchern und schließlich eine überdachte Aussichtsplattform. Durch eine Deckenöffnung fällt Regenwasser in ein kleines Wasserbecken, wo es jede Stunde für genau 9 Minuten elektrisch in Kreisbewegungen versetzt wird.


Die Bibliothek im zweitobersten Geschoss öffnet sich halbkreisförmig zur See. © Jonathan Leijonhufvud
Betonbauweise hilft bei Gebäudekühlung
Die meisten Räume im Sun Tower haben Außenklima und werden daher weder geheizt noch gekühlt. Die schwere Betonbauweise und eine effektive Querlüftung helfen, die Innenraumtemperaturen im Sommer kühl zu halten. Die Zuluft wird in einem Erdkanal vorgekühlt, bei der Entlüftung der Räume hilft der Kamineffekt, der in dem hohen Gebäude entsteht.
Architektur: Open Architecture, Shandong Pulaien Engineering Design
Bauherr: Yeda City Development Group
Standort: Yantai (CN)
Tragwerksplanung, TGA-Planung: Arup
Szenografie: ducks scéno
Lichtplanung: Ning Field Lighting Design