Vorgärten statt Großraumbüros
Wohnhochhaus De Voortuinen in Amsterdam von Elephant
Wohnhochhaus De Voortuinen, © Marcel van der Burg
Seine Vergangenheit ist dem 14-geschossigen Wohnhochhaus mit großen, bepflanzten Balkonen kaum anzusehen: 45 Jahre lang diente es zwei Banken als Bürogebäude.
45 Jahre lang diente De Voortuinen zwei Banken als Bürogebäude. © J.M. Arsath Ro'is/CC0 1.0
De Voortuinen
De Voortuinen – deutsch: die Vorgärten – war einst Teil eines zweigeschossigen Gebäudekomplexes aus Hochhaus und westlich anschließendem, fünfgeschossigen Flachbau am Haarlemmerweg im Westen von Amsterdam. Entworfen hatte ihn der Architekt Arthur Staal als Verwaltungssitz der Rijkspostsparbank. Später zog hier die Großbank ING ein, die die beiden Gebäude jedoch 2015 ebenfalls aufgab.
Transformation
Der Flachbau wurde 2020 abgerissen, das Hochhaus unter Regie des Architekturbüros Elephant einer bemerkenswerten Transformation unterzogen. Geblieben ist eigentlich nur die Gliederung in einen zweigeschossigen, zurückspringenden Gebäudesockel und 12 Obergeschosse. Statt des regelmäßigen Rasters aus Lochfassaden umgibt nun eine 3 m tiefe, umlaufende Balkonzone das Gebäude. Die Fassaden der 94 Eigentumswohnungen sind voll verglast. Ihre Flächen reichen von 33 bis 153 m², zusätzlich gibt es zwei mehr als 300 m² große Penthouses und im Sockel sind zwei Gewerbeeinheiten entstanden.
Das Wohnhochhaus besitzt 14 Geschosse. © Marcel van der Burg
Hochhaus mit 120 Bäumen
Vor allem zwei Dinge tragen zum ungewöhnlichen Erscheinungsbild des Hochhauses bei: die vier Außentreppen an den Längsfassaden, die sich über alle Etagen erstrecken, und die 120 Bäume auf den Terrassen. Sie wurzeln in markanten Pflanztrögen, die jeweils mit vier Stahlstützen auf dem darunter liegenden Balkon stehen. Ziel dieser Übung: Das Erdreich im Pflanzbehälter ist nun jeweils niveaugleich mit der Balkonoberfläche. Insgesamt acht Baumarten wählte das Landschaftsarchitekturbüro Moss für die Bepflanzung des Turms aus, abgestimmt auf die zu erwartenden Windstärken und die Sonneneinstrahlung. Versorgt werden sie über ein automatisches Bewässerungssystem, für ihre Pflege wurde ein Team aus Gärtnern engagiert. Pro Baum beziffern die Architekten die Pflegekosten auf gerade einmal 30 Euro pro Jahr.
© Marcel van der Burg
© Crispijn van Sas
Treppen und Aufzüge
Die vier Treppen sind die einzigen im Haus, und auch die Aufzüge verlegte das Planungsteam konsequent nach außen: Jeder von ihnen erschließt nun zwei Wohnungen pro Etage. Die Aufzugsvorräume öffnen sich wie die Wohnungen voll verglast zum Panorama. Der ehemalige Erschließungskern des Bankhochhauses wurde abgebrochen, hier sind nun die Sanitär-, Technik- und Lagerräume der Wohnungen untergebracht. Vorteil dieses Coreless-Konzepts ist laut Elephant ein günstigeres Verhältnis aus Bruttogrundfläche und Wohnfläche. Nach eigenen Angaben wenden die Architekten dieses Erschließungsprinzip seither auch in Neubauten an.
Mehr dazu in Detail 5.2024 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur: Elephant
Bauherr: Haarlemmerweg 508 B.V.
Standort: Haarlemmerweg 506, Amsterdam (NL)
Tragwerksplanung: Pieters Bouwtechniek
Landschaftsarchitektur: Makers of Sustainable Spaces
Bauunternehmen: Kondor Wessels Amsterdam
Weitere Planungspartner: DGMR, Adviesbureau DWA, iLINQ, Gustafson Porter + Bowman, Rien Prins