Klimafreundlich umgebaut
Wohnhaus mit Büro im Kanton Waadt
Eine kleine Holzbrücke führt in das neu entstandene Obergeschoss des Wohnhauses La Recette. © Séverin Malaud
Einen alten Schweinestall verwandelten die Schweizer Büros Madeleine Architectes und Studio Nantermod in ein Wohnhaus mit Geschäftsräumen. Genutzt wird es zukünftig als Rückzugsort für die Eltern einer großen Familie. Das Haus befindet sich zwischen einem Bauernhof und einem Hühnerstall. Das ländliche Grundstück liegt in der 5000 Einwohner zählenden Gemeinde Chavornay im Kanton Waadt nahe der französischen Grenze. Die bestehende Ziegelschale des ehemaligen Stallgebäudes haben die Architekten mit einer Schicht aus isolierendem Kalk und Hanf überzogen; der einstige Giebel wurde durch ein neues Dachgeschoss ersetzt.
Schützende Schicht für den Bestand
Hanfkalk oder auch Hanfbeton ist ein Verbundwerkstoff. Hergestellt wird das umweltfreundliche Baumaterial aus dem holzigen inneren Kern der Hanfpflanze: Diese sogenannten Hanfschäben werden gemischt mit Kalk und Wasser. Durch Stampfen wird das Gemisch verdichtet. Hanfkalk weist zahlreiche bautechnische Vorteile auf. Er ist sehr leicht und bietet gute Wärmedämmeigenschaften. Zudem ist er atmungsaktiv, feuer- und schädlingsresistent. „Durch die Verbindung von mineralischem Kalk und pflanzlichem Hanf wird eine isolierende Schicht direkt auf die bestehende Fassade aufgetragen, wie eine Salbe, die eine Wunde pflegt“, erklärt François Nantermod. Auf die Rezeptur für diese heilende Schicht spielt mutmaßlich auch der Name des Gebäudes an: La Recette.
Das aufgestockte und leicht zurückspringende Obergeschoss setzt sich deutlich vom Bestand ab. © Séverin Malaud
Kontrastierende Aufstockung
Das Erdgeschoss des Gebäudes beherbergt ein kleines Büro. Im ersten Stock befindet sich – separat über eine Außentreppe zugänglich – die Wohnung der Eltern. Das anstelle des abgebrochenen Giebels neu aufgestockte Dachgeschoss dient als gemeinsamer Speisesaal für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie für den umliegenden Bauernhof. Die leicht zurückspringende, mit schwarz beschichteten Sperrholzplatten verkleidete Fassade setzt sich deutlich vom kubischen Bestandsgebäude ab. Über eine kleine Holzbrücke ist der oberste Gebäudeteil direkt mit der angrenzenden, steil ansteigenden Obstwiese verbunden.
Die hellen Holzverkleidungen im Innenraum werden durch kleine Farbtupfer kontrastiert, darunter bunte Beleuchtungskabel mit freiliegenden Glühbirnen im Essbereich. © Séverin Malaud
Neue Öffnungen im Sockel des Gebäudes sind mit kleinen, schwarz verkleideten Fenstern für das Schlafzimmer ausgestattet, während die raumhohen Fenster im Obergeschoss – geschützt durch den Dachüberstand – freie Ausblicke in die Landschaft ermöglichen.
Architektur: Madeleine architectes, Studio François Nantermod
Standort: 1373 Chavornay (CH)