Daheim statt im Heim
Wohnhaus Mettenweg in Stans von Bob Gysin Partner
Holz charakterisiert den Innenraum des Wohnhauses Mettenweg. © Roger Frei
Das Holz-Hybridgebäude bietet pflegebedürftigen Menschen jeglichen Alters eine neue Heimat. Auf vier Etagen stehen Wohngruppen mit abwechslungsreichen Begegnungszonen bereit. Der Neubau von Bob Gysin Partner liegt etwas außerhalb des Ortszentrums, umgeben von größeren Solitärbauten. Gleich nebenan betreibt auch die Stiftung Weidli ein Wohnhaus und eine Tagesstätte für Menschen mit Beeinträchtigung.
Auf dem Sichtbetonsockel erheben sich vier Obergeschosse in Holz-Hybridbauweise. Dicke Lisenen und Gesimse gliedern den Baukörper horizontal und vertikal. © Roger Frei
Der Baukörper setzt sich aus vier geschlossenen Volumina an den Gebäudeecken zusammen, die – gegeneinander leicht verdreht – einen zentralen Erschließungs- und Gemeinschaftsbereich umgeben. So entsteht ein facettiertes Gesamtvolumen, das sich trotz seiner Größe harmonisch in die dörfliche Struktur einfügt.
Alles andere als ein Pflegeheim
Architektur und Betreuungskonzept gehen von einem gemeinsamen Grundsatz aus: Die Bewohner sollen möglichst wenig von der klassischen Atmosphäre eines Pflegeheims zu spüren bekommen. Das Wohnhaus Mettenweg umfasst vier Wohngruppen, eine in jedem Obergeschoss. In jeder von ihnen stehen elf Einzel- sowie ein Doppelzimmer zur Verfügung, die sich jeweils paarweise ein Gemeinschaftsbad teilen. Auf diese Weise finden im Haus insgesamt 52 Menschen Platz. Jede Wohngruppe hat eine eigene Küche und einen eigenen Wohnbereich. Hier bereiten die Bewohner gemeinsam Mahlzeiten zu. Gegessen wird bei gutem Wetter auch mal auf dem angrenzenden Balkon.
Jede Wohngruppe verfügt über einen gemeinschaftlichen Koch- und Essbereich mit geräumigem Balkon. © Roger Frei
Durchblicke und Begegnungszonen
Wer hier wohnt, bleibt oft lange und hat einen eingeschränkten Bewegungsradius. Umso wichtiger war BGP Bob Gysin Partner auch im Gebäudeinneren räumliche Vielfalt mit Aus- und Durchblicken, ruhigen und belebten Bereichen, Nischen und Treffpunkten. Anstelle von Stichfluren verbindet ein ringförmiger Erschließungsbereich rund um den zentralen Betonkern die einzelnen Räume miteinander.
Ein ringförmiger Erschließungsflur verbindet die unterschiedlichen Bereiche miteinander. Jeweils zwei Zimmer teilen sich ein Bad. © Roger Frei
Sichtbare Holzoberflächen
Während das Erdgeschoss aus vorfabrizierten Betonelementen besteht, ist in den oberen Etagen viel Holz zu sehen. Stützen und Unterzüge aus Nadelholz tragen eine Holz-Verbunddecke mit statischer und akustischer Funktion. Dank einer unauffällig in die Decken integrierte Sprinkleranlage konnte die Tragstruktur im Innenraum sichtbar bleiben. Insgesamt wurden nach Berechnungen des Holzbauingenieurs rund 785 m³ Holz verbaut. Diese Menge wächst in den Schweizer Wäldern in etwa 38 Minuten nach.
Einen Kontrast zum vielen Holz setzt der Gebäudekern aus Sichtbeton mit rauer Brettschalung. © Roger Frei
Auch am zentralen Betonkern setzt sich das Leitthema Holz in Form von Sitznischen und einer rauen Brettschalung fort. Das Kunst-am-Bau-Projekt „Gold“ von Lea Achermann lädt zu einer Entdeckungsreise durch das Haus ein: An allen möglichen und unmöglichen Stellen platzierte die Künstlerin Kreise und Ellipsen aus Blattgold, die sich je nach Betrachtungswinkel zu neuen Kreisen formen.
Architektur: Bob Gysin Partner | Architekten
Bauleitung: Schärli Architekten
Bauherr: Gemeinde Stans
Standort: Weidlistrasse 2b, 6370 Stans (CH)
Bauingenieure: Wälli AG Ingenieure
Holzbauingenieure: Holzprojekt
Bauphysik: Pirmin Jung Ingenieure
HLK-Planung: W&P Engineering
Landschaftsarchitektur: Hager Partner