Wohnhaus bei Osaka von Yasuyuki Kitamura

In seinem vielzitierten Essay „Lob des Schattens“ legt der japanische Schriftsteller Jun‘ichiro Tanizaki ein beredtes Zeugnis ab von der Bauweise traditioneller japanischer Wohnhäuser: ihrer Schmucklosigkeit im Inneren, den weit überkragenden Satteldächern mit darunter liegenden Veranden und der vielschichtigen Staffelung diaphaner Fassadenschichten, die im Innenraum eine Abstufung von Schatten entstehen lässt.

Viele dieser Eigenschaften finden sich auch in dem Wohnhaus wieder, das Yasuyuki Kitamura für ein Bauherrenpaar im Hügelland nördlich von Osaka geplant hat – mit einer wesentlichen Ausnahme: Statt einem Lob des Schattens ist dieses Haus eher eine Ode an das Licht. Es steht am Rande eines Wohngebiets, von Süden von einer Anliegerstraße erschlossen. Im Norden beginnt jenseits einer zweiten, schmaleren Nebenstraße ein ausgedehntes Waldgebiet.

Zwischen seinen deutlich größeren Nachbarn deutet das Haus schon auf den ersten Blick an, dass das begrenzte Baubudget hier viele Entwurfsentscheidungen diktierte. Das Holzskelett des Hauses besteht aus Holzstützen mit Einheitsquerschnitten von 105 x 105 mm, die in Gebäudelängsrichtung in einem 1,82-m-Raster angeordnet sind. Um die Trägerspannweiten zu minimieren, ruht auch die Firstpfette auf einer Stützenreihe mit diesem Achsmaß.

Die Nebenräume sind als flache Kuben in Holzständerbauweise in den Grundriss eingestellt und reichen nicht bis zum Dach hinauf. Der Fußboden – ebenfalls eine Holzbalkenkonstruktion, die auf einem Betonsockel ruht – ist mit Faserzementplatten belegt. Nadelsperrholzplatten bilden die Dachunterseiten. Außen ist das Dach mit Wellblech gedeckt – ohne klassische Dachrinne, sodass die Traufkanten schlank und filigran wirken.

Mit Glasschiebetüren mit Aluminiumrahmen öffnet sich das Haus Richtung Straße. Auf der Nordseite, wo das Terrain leicht ansteigt, setzt das Fensterband erst oberhalb eines kniehohen Betonsockels an. Dünne Gazevorhänge außen vor den Fenstern dienen als zusätzlicher Sichtschutz. Licht kommt trotzdem reichlich ins Haus.

© Masashige Akeda

Das liegt vor allem an dem großen Dachoberlicht, das fast die Hälfte der nördlichen Dachseite einnimmt. Die innere Schicht der zweischaligen Konstruktion besteht aus transluzenten Polycarbonat-Stegplatten, die äußere bilden Wellplatten aus glasfaserverstärktem Kunststoff.

Virtual Tour Wohnhaus bei Osaka.