Wintergarten als Wärmequelle
Wohnhaus bei Barcelona von Taller11
Zwei Hälften – ein Haus: Casa 0006 bei Barcelona, © Atzar López Vilanova
Das Reihenhaus in Vilafranca del Penedès besteht aus zwei gleich großen Hälften: Eine zum Wohnen, massiv und beheizt – und eine als Sonnenfänger, aus Holz mit leichter Polycarbonathülle. Casa 0006 – so der Name, den die Architekten Taller 11 ihrem Projekt gegeben haben – steht in einem Reihenhausgebiet im Weinbauort Vilafranca, rund 50 km westlich von Barcelona. Nur im Südwesten ist es an das Nachbargebäude angebaut, das nordöstlich angrenzende Grundstück ist momentan noch frei.
Nackter Beton in unterschiedlichen Ausprägungen bildet Böden, Wände und Decken der Wohnräume. © Atzar López Vilanova
Restvolumen kreativ genutzt
Der ungewöhnliche Entwurf resultierte aus den Wünschen und dem begrenzten Budget der Bauherrenfamilie, eines Pärchens mit zwei Töchtern: Sie wünschten sich zwei bis drei Schlafzimmer und darüber hinaus möglichst nutzungsneutrale Räume. Das Raumprogramm, dass die Architekten daraus entwickelten, belief sich nur auf 150 m² – der Bebauungsplan erlaubte auf dem Grundstück aber 270 m² Geschossfläche.
Massivbau trifft Leichtbaukonstruktion
So entstand die Idee eines Hauses als zweieiiges Zwillingspaar: Die Schlafzimmer und Wohnräume sind in einem massiv gemauerten, beheizten Volumen untergebracht. Ihm zur Seite stellten die Architekten eine Art gebäudehohen Wintergarten mit Holztragwerk und hölzernen Zwischendecken. Sie bilden eine Art witterungsgeschützte Balkone im Innenraum, die den Wohn- und Schlafräumen nebenan zugeordnet sind. Die Trennwand zwischen den beiden Gebäudeteilen blieb unbeheizt, um die im Wintergarten gewonnene Solarwärme auch für die übrigen Räume nutzbar zu machen.
Der unbeheizte Wintergarten ist eine Holzkonstruktion mit Polycarbonathülle. © Atzar López Vilanova
Äußerlich zeigen beide Haushälften die gleiche, industrielle Materialpalette: Aluminium-Wellblech hier und gewellte Polycarbonatplatten dort. Die massive Haushälfte ist aus kostengünstigen Beton-Schalungssteinen und Rippendecken mit Beton-Einhängeelementen konstruiert. Der Einfachheit halber wurden die Mauersteine mit verdichtetem Erdreich aus der Baugrube gefüllt. Das Dach besteht aus der gleichen Rippenkonstruktion wie die Geschossdecken.
Die Holzdecks im Wintergarten sind wie Balkone von den einzelnen Wohn- und Schlafzimmern aus erreichbar. © Atzar López Vilanova
Die im Wintergarten gewonnene Solarwärme ist für die angrenzenden Räume nutzbar. © Atzar López Vilanova
Der Wintergarten heizt mit
Der Wintergarten hilft auch bei der Beheizung des Hauses: Hier wird die Zuluft für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe angesaugt, die somit von ganzjährig milden Quelltemperaturen profitiert. Beheizt wird das Haus allein über die Betonkernaktivierung der 20 cm dicken Bodenplatte aus Beton. Von hier aus soll sich die Wärme über die massiven Wände und Decken auch in die Obergeschosse ausbreiten. Um Wärmeverluste nach außen zu verhindern, sind das Dach und die Außenfassaden dick mit Holzfasern gedämmt.
Architektur: taller11
Bauherr: privat
Standort: Vilafranca del Penedès (ES)
Tragwerksplanung: Ivan Roguera