Wohngemeinschaft aus Menschen, Pflanzen und Insekten

Wie kombiniert man eine stringente Schottenbauweise aus Massivholzwänden mit flexiblen Wohnungsgrundrissen? Wie lässt sich eine hochgedämmte kompakte Gebäudehülle als differenzierter Lebensraum für Menschen, Pflanzen, Insekten und Vögel gestalten? Olaf Gipser Architects ist bei seinem Wohnungsbau Stories im Hafen von Amsterdam für eine Baugemeinschaft beides gelungen.

Flexibilität bietet die bepflanzte Balkonlandschaft aus Stahl. © Max Hart Nibbrig

Nachhaltig flexibel durch Offenes Bauen

Nachhaltigkeit wird längst nicht mehr nur am Energiebedarf gemessen, sondern vor allem an einer möglichst langen Lebenszeit der Gebäude. Im Laufe eines 50-jährigen Lebenszyklus eines Gebäudes können Büros oder Gewerbeeinheiten nachgefragt werden, wo heute Wohnungen stehen oder sogar Mischnutzungen innerhalb des gleichen Gebäudes. Wandlungsfähigkeit ist gefragt und die gewährleistet das Offene Bauen mit Geschosshöhen von 2,90 m. Das Erdgeschoss des Wohnturms Stories ist von vornherein für Gewerbe ausgelegt mit einer Raumhöhe von 4,30 m. Diese Höhe schafft auch Platz für die übereinander gestapelten 42 Autos in der Parkliftanlage, die sich ebenfalls im Erdgeschoss befindet und eine aufwändige Tiefgarage überflüssig macht.

Blick in den Innenraum einer Wohnung des 13-geschossigen Wohngebäude Stories in Amsterdam. © Max Hart Nibbrig

Der dreigeschossige Gebäudesockel und der Erschließungskern sind aus Stahlbeton errichtet, beim 10-geschossigen Wohnturm sind Wände und Decken aus Brettsperrholz. Damit die Wohneinheiten in der Größe und Zuordnung der Zimmer für künftige Umbauten flexibel bleiben, haben die Architekten große Öffnungen in den Holzwänden vorgesehen, die teilweise mit Leichtbaukonstruktionen geschlossen sind. In den Rohbau der Flurwände aus Beton sind zusätzliche potenzielle Eingangstüren für spätere kleinteiligere Zuschnitte der Wohnungseinheiten ausgespart. Wie unterschiedlich die Einheiten zugeschnitten werden können, zeigen die Maisonettewohnungen im Sockel, im siebten und im zehnten Obergeschoss.

Die Balkone, Wintergärten und zweigeschossigen Pflanznischen erweitern die Wohnfläche. © Luuk Kramer

Biodiversität und Mikroklima

Vor den hochgedämmten kompakten Baukörper ist eine leichte Stahlkonstruktion gestellt, die mit ihren Balkonen, Wintergärten und zweigeschossigen Pflanznischen die Wohnfläche erweitert, ohne die beheizte Fläche zu vergrößern. Auf dem Flachdach des Sockelbaus bauen die Bewohner in Gemeinschaftsbeeten Obst und Gemüse an. Die Balkone bieten nicht nur den menschlichen Bewohnern eine räumliche Vielfalt im Privatbereich und in heißen Sommern ein angenehmes Mikroklima. Unterschiedliche Gewächse von Kletterpflanzen bis zu großen Sträuchern und Bäumen ermöglichen auch für Insekten und Vögel ein gemeinschaftliches naturnahes Leben mitten in der Stadt.

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