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»Wohnformen im Wandel«, Berlin // Rückblende
Gleis21, einszueins architektur © einszueins architektur
Zuzug und Abwanderung, demografischer Wandel und pluralistische Lebensmodelle – der Bedarf und der Wunsch nach alternativen, gemeinschaftlichen und bezahlbaren Wohnformen nimmt weiterhin zu. Und das nicht mehr nur in den sich immer stärker verdichtenden Ballungszentren, sondern auch im ländlichen Raum. Denn vor allem ältere Menschen möchten dort in ihrer gewohnten Umgebung leben, aber sehnen sich nach dem Wegzug der Kinder nach alternativen Möglichkeiten der Gemeinschaft und benötigen eine entsprechende Infrastruktur, die nicht überall gegeben ist.
Die aktuelle Übersicht von Alexander Schürt vom BBSR gab zum Einstieg in die Thematik einen guten Überblick über die momentane Situation am Wohnungsmarkt: Wachsende Märkte finden sich bekanntermaßen in sämtlichen Ballungsräumen der Bundesrepublik, die daher in erster Linie mit Bauland-Engpässen und stetig steigenden Bauland- und Erstellungskosten zu kämpfen haben. In den ländlichen Regionen Ostdeutschlands oder im nord-östlichen Bayern, dem Saarland oder im westlichen Rheinland-Pfalz stehen diesem Phänomen immer weiter schrumpfende Gemeinden, wachsender Wohnungsleerstand und damit einhergehender Werteverfall gegenüber. Trotz dieser Erkenntnis, einem in den letzten Jahren wieder ansteigenden Wohnungsbau und vielen Ideen für nachfragegerechtes und kostengünstiges Bauen bleiben weiterhin viele Probleme bestehen. Es wird – vor allem in den deutschen Ballungsräumen – noch immer zu wenig, zu teuer und zu lange gebaut. Weitere Ansätze für ein nachhaltiges, weniger aufwändiges Bauen, und damit für ein kostengünstigeres Bauen, sind daher ebenso gefragt, wie neue Wohn- und Infrastrukturkonzepte für die ländlichen Regionen.
Untermauert werden diese Aussagen u.a. durch ein aktuelles und vom BBSR gefördertes Forschungsprojekt zu gemeinschaftlichen Wohnformen über das Bernd Wegener, Emeritus Prof. der Humboldt Universität Berlin berichtete. Untersucht werden aktuelle Formen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, von der Studierenden-WG über Mikroapartments und klassischen Flurgemeinschaften bis hin zu Einzelapartments innerhalb einer Seniorenwohnanlage. Dabei finden zum einen ausführliche Befragungen der Bewohner, zum anderen eine Analyse der Architektur statt, um letztendlich zu einer Aussage zu kommen, welche architektonischen Voraussetzungen für ein gemeinschaftliches Wohnen förderlich oder hinderlich sind. Nach Projektabschluss sollen entsprechende Empfehlungen ausgesprochen werden können.
Partizipation als ein wesentlicher Aspekt gemeinschaftlichen Wohnens rückt in den letzten Jahren verstärkt ins Bewusstsein der am Bau Beteiligten. Doch wie gelingt gemeinschaftliche Architektur, wenn viele und oft auch gegensätzliche Bedürfnisse aufeinandertreffen? Für die zukünftigen Nutzer liegen die Vorteile wie eine lebendige Gemeinschaft, das Teilen von Ressourcen oder die Mitbestimmung, meist offen auf der Hand. Doch Markus Zilker, von einszueins architektur aus Wien, hat viel Erfahrung mit partizipativem Bauen und erkennt die Vorteile auch für die übrigen Beteiligten. So lassen sich für Bauträger neue Märkte und Möglichkeiten erschließen, die mit einer leichteren Vermarktung und einer höheren Wohnzufriedenheit der Nutzer einhergehen. Und auch für Politik und Gesellschaft ergeben sich wertvolle Optionen, etwa die Belebung und Aufwertung von Gebieten, eine stärkere Inklusion und Integration oder eine Alternative zu weiterer Zersiedlung. Gute Erfahrungen haben Zilker und sein Team mit strukturierten Gruppenworkshops und einer straffen Organisation der Prozesse gemacht. Dazu kommt, dass auch die vom Büro erbrachten Beteiligungsleistungen Bestandteil des Honorars sind und von den reinen Planungsleistungen entkoppelt zu sehen sind. Anhand von realisierten Projekten zeigte Zilker zudem, dass die gemachten Erfahrungen sich auch auf andere Projekttypen übertragen lassen – etwa vom geförderten auf den freien Wohnungsbau, von kleinen auf große Projekte, von hochschwelligen auf niederschwellige oder von der Stadt aufs Land.
Architektonische Räume als freie Projektionsfläche für vielfältige Lebensvorstellungen sind hingegen der Ansatz von pool Architekten aus Zürich. Sehr viel theoretischer als die Wiener Kollegen zuvor nähern sie sich ihren Entwürfen. Im Zentrum der Betrachtung steht immer der Grundriss, der sich aus den städtebaulichen Gegebenheiten entwickelt und so zur Form und Ausbildung der Gebäude und einem Maximum an Wohnqualität für den Nutzer führt. In der Sequenz Utopien seines Referats geht Raphael Frei noch einen Schritt weiter und zeigt Projekte mit Aussicht auf Wandel im Wohnungsbau. Ob im Projekt »Mehr als Wohnen« – einem Zusammenschluss mehrerer Genossenschaften, bei dem neben gemeinschaftlich nutzbaren Erdgeschosszonen, Obergeschosse mit unterschiedlichen architektonischen Schwerpunkten entstanden oder in der bisher nicht realisierten Umsetzung und Adaption der Wohnutopie »Grandhotel« des Autors p.m., die Luxuselemente wie Spa oder Billardzimmer in gemeinschaftlich genutzter Form für die Bewohner erschwinglich werden ließe. Ideen, wie sich traditionelle Wohnformen, z.B. der Schottischen Wohnturm zu hoch verdichtetem Wohnen in der Stadt transformieren ließen, erarbeitet Frei mit seinen Studierenden der Technischen Universität Berlin.
Mit dem einfachen Titel »Wohnen.« brachte André Kempe von Kempe Thill aus Rotterdam das Thema auf den sprichwörtlichen Punkt. Ihn bewegten Fragen wie: Woher kommen unsere Vorstellungen vom idealen Wohnen und wie können und müssen wir sie adaptieren oder verändern? Die Idealvorstellungen der Nachkriegszeit – das großzügige Einfamilienhaus mit viel Licht und Luft ist nicht der schlechteste Ansatz und lässt sich in gewisser Weise auch auf den standardisierten Geschosswohnungsbau übertragen. Kempe zeigte unterschiedliche Beispiele aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich. An ihnen wurde deutlich, wie zum Beispiel mit der Erweiterung durch Loggien und Wintergärten in verschiedenen Ausführungsstufen sowie den Einsatz einfacher vorgefertigter Elemente eine Verbesserung der Wohnqualität auch mit kleineren Budgets bei architektonischer Qualität ermöglicht werden kann – damit aus Wohnen?, Wohnen! wird.
Die aktuelle Übersicht von Alexander Schürt vom BBSR gab zum Einstieg in die Thematik einen guten Überblick über die momentane Situation am Wohnungsmarkt: Wachsende Märkte finden sich bekanntermaßen in sämtlichen Ballungsräumen der Bundesrepublik, die daher in erster Linie mit Bauland-Engpässen und stetig steigenden Bauland- und Erstellungskosten zu kämpfen haben. In den ländlichen Regionen Ostdeutschlands oder im nord-östlichen Bayern, dem Saarland oder im westlichen Rheinland-Pfalz stehen diesem Phänomen immer weiter schrumpfende Gemeinden, wachsender Wohnungsleerstand und damit einhergehender Werteverfall gegenüber. Trotz dieser Erkenntnis, einem in den letzten Jahren wieder ansteigenden Wohnungsbau und vielen Ideen für nachfragegerechtes und kostengünstiges Bauen bleiben weiterhin viele Probleme bestehen. Es wird – vor allem in den deutschen Ballungsräumen – noch immer zu wenig, zu teuer und zu lange gebaut. Weitere Ansätze für ein nachhaltiges, weniger aufwändiges Bauen, und damit für ein kostengünstigeres Bauen, sind daher ebenso gefragt, wie neue Wohn- und Infrastrukturkonzepte für die ländlichen Regionen.
Untermauert werden diese Aussagen u.a. durch ein aktuelles und vom BBSR gefördertes Forschungsprojekt zu gemeinschaftlichen Wohnformen über das Bernd Wegener, Emeritus Prof. der Humboldt Universität Berlin berichtete. Untersucht werden aktuelle Formen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, von der Studierenden-WG über Mikroapartments und klassischen Flurgemeinschaften bis hin zu Einzelapartments innerhalb einer Seniorenwohnanlage. Dabei finden zum einen ausführliche Befragungen der Bewohner, zum anderen eine Analyse der Architektur statt, um letztendlich zu einer Aussage zu kommen, welche architektonischen Voraussetzungen für ein gemeinschaftliches Wohnen förderlich oder hinderlich sind. Nach Projektabschluss sollen entsprechende Empfehlungen ausgesprochen werden können.
Partizipation als ein wesentlicher Aspekt gemeinschaftlichen Wohnens rückt in den letzten Jahren verstärkt ins Bewusstsein der am Bau Beteiligten. Doch wie gelingt gemeinschaftliche Architektur, wenn viele und oft auch gegensätzliche Bedürfnisse aufeinandertreffen? Für die zukünftigen Nutzer liegen die Vorteile wie eine lebendige Gemeinschaft, das Teilen von Ressourcen oder die Mitbestimmung, meist offen auf der Hand. Doch Markus Zilker, von einszueins architektur aus Wien, hat viel Erfahrung mit partizipativem Bauen und erkennt die Vorteile auch für die übrigen Beteiligten. So lassen sich für Bauträger neue Märkte und Möglichkeiten erschließen, die mit einer leichteren Vermarktung und einer höheren Wohnzufriedenheit der Nutzer einhergehen. Und auch für Politik und Gesellschaft ergeben sich wertvolle Optionen, etwa die Belebung und Aufwertung von Gebieten, eine stärkere Inklusion und Integration oder eine Alternative zu weiterer Zersiedlung. Gute Erfahrungen haben Zilker und sein Team mit strukturierten Gruppenworkshops und einer straffen Organisation der Prozesse gemacht. Dazu kommt, dass auch die vom Büro erbrachten Beteiligungsleistungen Bestandteil des Honorars sind und von den reinen Planungsleistungen entkoppelt zu sehen sind. Anhand von realisierten Projekten zeigte Zilker zudem, dass die gemachten Erfahrungen sich auch auf andere Projekttypen übertragen lassen – etwa vom geförderten auf den freien Wohnungsbau, von kleinen auf große Projekte, von hochschwelligen auf niederschwellige oder von der Stadt aufs Land.
Architektonische Räume als freie Projektionsfläche für vielfältige Lebensvorstellungen sind hingegen der Ansatz von pool Architekten aus Zürich. Sehr viel theoretischer als die Wiener Kollegen zuvor nähern sie sich ihren Entwürfen. Im Zentrum der Betrachtung steht immer der Grundriss, der sich aus den städtebaulichen Gegebenheiten entwickelt und so zur Form und Ausbildung der Gebäude und einem Maximum an Wohnqualität für den Nutzer führt. In der Sequenz Utopien seines Referats geht Raphael Frei noch einen Schritt weiter und zeigt Projekte mit Aussicht auf Wandel im Wohnungsbau. Ob im Projekt »Mehr als Wohnen« – einem Zusammenschluss mehrerer Genossenschaften, bei dem neben gemeinschaftlich nutzbaren Erdgeschosszonen, Obergeschosse mit unterschiedlichen architektonischen Schwerpunkten entstanden oder in der bisher nicht realisierten Umsetzung und Adaption der Wohnutopie »Grandhotel« des Autors p.m., die Luxuselemente wie Spa oder Billardzimmer in gemeinschaftlich genutzter Form für die Bewohner erschwinglich werden ließe. Ideen, wie sich traditionelle Wohnformen, z.B. der Schottischen Wohnturm zu hoch verdichtetem Wohnen in der Stadt transformieren ließen, erarbeitet Frei mit seinen Studierenden der Technischen Universität Berlin.
Mit dem einfachen Titel »Wohnen.« brachte André Kempe von Kempe Thill aus Rotterdam das Thema auf den sprichwörtlichen Punkt. Ihn bewegten Fragen wie: Woher kommen unsere Vorstellungen vom idealen Wohnen und wie können und müssen wir sie adaptieren oder verändern? Die Idealvorstellungen der Nachkriegszeit – das großzügige Einfamilienhaus mit viel Licht und Luft ist nicht der schlechteste Ansatz und lässt sich in gewisser Weise auch auf den standardisierten Geschosswohnungsbau übertragen. Kempe zeigte unterschiedliche Beispiele aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich. An ihnen wurde deutlich, wie zum Beispiel mit der Erweiterung durch Loggien und Wintergärten in verschiedenen Ausführungsstufen sowie den Einsatz einfacher vorgefertigter Elemente eine Verbesserung der Wohnqualität auch mit kleineren Budgets bei architektonischer Qualität ermöglicht werden kann – damit aus Wohnen?, Wohnen! wird.
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