Stadtpalais mit Mischnutzung
Wohn- und Bürohaus in Bregenz von Dietrich Untertrifaller
Wohn- und Bürogebäude in Bregenz, © Albrecht I. Schnabel
Eigentlich hatte das Büro Dietrich Untertrifaller nur einen Neubau für das eigene Büro auf einem freien Grundstück in der Innenstadt von Bregenz im Sinn. Im Laufe der Zeit vergrößerte sich der Planungsbereich um zwei bebaute Nachbargrundstücke. Die Architekten wurden dadurch zu Projektentwicklern eines Wohn- und Bürogebäudes auf drei Parzellen an der Straße Am Brand. Dass das Büro aus verschiedenen Gründen letztlich doch nicht mit in den Bau einzog, verkraftete der Bau durch seine flexiblen Grundrisse problemlos.
Die terrassierte Gartenseite hält für jede Wohnung private Freiflächen bereit. © Albrecht I. Schnabel
Vorne Wand, hinten Terrassen
Das Umfeld des neuen Stadtbausteins ist heterogen geprägt. Die neugotische Pfarrkirche Bregenz-Herz Jesu, eine verlassene Privatklinik und ein Kindergarten rahmen den Bau zur Stadt hin, rückwärtig sprenkeln Einfamilienhäuser den Hang. Der fünfgeschossige Bau lässt sich in seiner Erscheinung als eine Art Stadtpalais beschreiben. Zur Straße hin als Riegel gestaltet, zeigt er sich zum Hang als terrassiertes U. In der Ecke, in der die gerade Straßenfront mit der mehrfach geknickten Südfassade zusammentrifft, befindet sich der zurückgesetzte Eingangsbereich des Gebäudes.
Hybride Konstruktion und Nutzung
Die Hybridkonstruktion aus Beton und filigranen Rundstützen aus Stahl hüllt sich in sandgestrahlte Betonfertigteile, wobei Gesimse und Lisenen für eine differenzierte Ansicht sorgen. Zur Straße hin ist die Gebäudehülle klassisch gegliedert: Dem Sockel mit Büro- und Tiefgaragennutzung sind im Bereich der Öffnungen schmale Betonscheiben vorgelagert, die an einen Brise Soleil erinnern und Einblicke reduzieren.
Zur Straße hin ist der Bau als Riegel gestaltet. © Albrecht I. Schnabel
Über dem ersten Obergeschoss mit seinen 3 m hohen, gemischt genutzten Räumen sitzen zwei etwas niedrigere reine Wohngeschosse mit Loggien in den Ecken zur Straße. Oben schließt den Bau ein Staffelgeschoss mit einer weitgehend verglasten Fassade ab. Fensterrahmen aus naturbelassener Eiche harmonieren mit dem Beton und unterstreichen den Qualitätsanspruch des Büros Dietrich Untertrifaller.
Wohnung im ersten Obergeschoss, © Albrecht I. Schnabel
Flexibler Stadtbaustein
Im Inneren errichtete das Planungsteam um ein Treppenhaus mit einläufiger Treppe und Aufzug flexibel nutzbare Einheiten. Im Erd- und ersten Obergeschoss war zur Straße hin ursprünglich das Architekturbüro geplant, stattdessen entstehen dort nun zwei voneinander getrennte Büroeinheiten. In die familientauglichen Eigentumswohnungen des Hauses zogen unter anderem die Bewohner der für das Projekt abgerissenen Bestandsbauten. Eine Umnutzung von Büro- zu Wohnraum und umgekehrt soll jederzeit möglich sein, was auch schon kurz nach der Fertigstellung unter Beweis gestellt wurde: Ein Bereich, der ursprünglich als Praxiseinheit im ersten Obergeschoss vorgesehen war, wird nun doch als Wohnung genutzt.
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Architektur: Dietrich | Untertrifaller
Bauherr: SPMHG
Standort: Am Brand, 6900 Bregenz (AT)
Bauleitung: gbd
Tragwerksplanung: Mader Flatz
TGA-Planung: GMI Peter Messner
Bauphysik: Bernhard Weithas
Elektroplanung: Kremmel + Schneider