Fortschreibung der Geschichte
Wohn- und Atelierhaus nahe Berlin
Nach dem Umbau umfasst das Haus nun zwei Wohnungen. © Christoph Wagner
Im Landkreis Barnim, etwa eine halbe Stunde nördlich von Berlin gelegen, haben Christoph Wagner Architekten in Zusammenarbeit mit Wenke Schladitz ein märkisches Bauernhaus in ein Wohngebäude mit Atelier für eine Goldschmiedin verwandelt. Trotz des Umbaus blieb eine Wohnung für den bestehenden Mieter erhalten. Die restliche Fläche wurde durch einen behutsamen Rückbau in eine zweigeschossige Wohneinheit mit 130 m² transformiert. Entstanden sind großzügige Räume, die sich zum Garten öffnen.
Das Haus während des Umbaus mit bereits eingefügtem Rundfenster, © Christoph Wagner
Subtile Eingriffe
Ziel war es, die Gebäudesubstanz wo es ging zu erhalten, um den Charakter des Hauses zu bewahren. Die Eingriffe sind entsprechend behutsam und verstehen sich als Fortschreibung der Geschichte. So blieben die vorhandenen Risse sichtbar und wurden nur dort saniert, wo es statisch notwendig war. Dabei versuchten die Architekten, soviel Material wie möglich zu erhalten. Zum Einsatz kamen etwa Abbruchziegel für die nichttragenden Innenwände oder Parkettböden, die an anderer Stelle rückgebaut worden waren. Der ausfälligste Eingriff ins Gebäude ist ein großes, außermittig angeordnetes Rundfenster, das in die zuvor fensterlose Giebelwand eingesetzt wurde. Es lässt die Morgensonne ins Haus und bietet im Innern eine Liegefläche, die aus der Fensterbrüstung herausgeschält ist.
Im Hintergrund sichtbar: die neu eingefügte Treppe, © Christoph Wagner
Unterschiedliche Zeitschichten
Außen sorgt ein expressiv geformtes Fensterblech aus Messing für die Entwässerung des Rundfensters. Die Brettsperrholzkonstruktion wurde so gefräst, dass die Scheibe ohne separaten Rahmen direkt eingesetzt werden konnte. Eine runde Glasleiste aus Messing, die von einem Kunstschlosser gefertigt wurde, sorgt für zusätzliche gestalterische Akzente. Außerdem hat die Südfassade nun ein großes Terrassenfenster. Der vorgesetzte Balkonvorbau fängt das zweischalige Zwickelmauerwerk der Außenwand ab, um Stützen im Inneren zu vermeiden. Hinzu kommt eine neue Deckenöffnung für die Treppe. Sie ist als skulptural-hölzernes Raumvolumen an der Südfassade platziert und wird so zu einem Teil der neuen Zeitschicht.
Architektur: CWA Studio in Zusammenarbeit mit Wenke Schladitz
Bauherr: Privat
Standort: Landkreis Barnim (DE)