Wo Vielfalt floriert: Wohnprojekt von Yonder und Somaa
Foto: Brigida González
Heute wohnen im Haus am Park Geflüchtete und Wohnungseigentümer zusammen. Nebenan im Brückenhaus, das ebenfalls zum Wohnprojekt gehört, gibt es eine Cluster-WG für Alleinerziehende und im Erdgeschoss das Nachbarschaftszentrum, in dem sich das ganze Quartier versammeln kann. All das nicht etwa in einem abgeschiedenen Neubaugebiet, sondern zentral in Tübingens bester Lage am Neckar. Diese große Vielfalt an Wohnungstypen und Bewohnern brachte der privaten Baugruppe im Konzeptverfahren um die Vergabe des Grundstücks den Zuschlag. Glücklicherweise bot die Stadt Tübingen das Grundstück unter Marktwert an, sodass dort jetzt neue Strategien des Wohnungsbaus erprobt werden können.
Menschen unterschiedlicher Lebens- und Einkommenssituationen, sozialer Milieus und kultureller Hintergründe leben hier zusammen. Auch ein Wohnsoziologe war maßgeblich an der Entwicklung des Projektes beteiligt. In etwa zehn Jahren besteht die Option, die kleinteiligen Wohnungen, in denen zurzeit Geflüchtete wohnen, umzubauen und zur Eigennutzung zu verwenden.
Mit seinen Außenwänden aus Sichtbeton vermittelt das Haus einen strengen Ausdruck. Die kerngedämmten Beton-Halbfertigteile nehmen einerseits die meisten Lasten auf, um die Grundrisse flexibel zu halten. Andererseits sind die Teile leicht zueinander versetzt, wodurch ein interessantes Formenspiel auf der Fassade entsteht. „Durch die formale Betonung der Gliederung ist sie gleichermaßen Konstruktion und Bekleidung.“, sagen die Architekten. Der überhohe Eingangsbereich und der Treppenraum mit grünlichen Terrazzofliesen, hellen Handläufen und reichlich Licht ist eine gebaute Willkommensgeste. Auch die Wohnungen sind reduziert, aber wertig gestaltet.
Nur die Dachterrasse scheint auf den ersten Blick dem egalitären Anspruch der Baugruppe zu widersprechen, denn sie ist nur von der obersten Etage zugänglich, in der die Eigentümer von Anfang an selbst wohnen. Aber die Wohnungen darunter, mit ihren großzügigen Balkonen, die zum Neckar orientiert sind, stehen ihnen eigentlich in nichts nach. Die Fläche der Balkone entspricht einem weiteren vollwertigen Zimmer. Indem sie außerdem leicht versetzt übereinander liegen, erschließen sie einen luftigen, offenen Außenraum.
Weitere Informationen:
Projektleitung: Tobias Bochmann, Katja Knaus
Team: Benedikt Bosch, Florian Hagmüller, Felix Krummlauf, Tina Pal, Eva Ruof, Lea Single, Hadi A. Tandawardaja
Projektentwicklung: Dr. Gerd Kuhn
Ausschreibung und Bauleitung: Bernd Wezel
Fachplanung TGA: Ingenieurbüro für nachhaltige Gebäude und Energietechnik Georg Armbrust
Tragwerksplanung: Ströbel Bilger Mildner Ingenieure
Fotografie: Brigida González
Grundstücksgröße: 724 m2
Bruttogrundfläche: 1.726 m2
Geschossfläche: 1.130 m2
Wohnfläche: 1.001 m2
Bruttorauminhalt: 4.767m3