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Wie viel Architektur verträgt die Natur? Architektur-Gesellschaft, die ACHTE
Sie formen einen innerstädtischen Platz zur Landschaft oder inszenieren den Blick auf einen Gletscher als Schlüsselerlebnis für den Klimawandel: Im Rahmen der achten Architektur-Gesellschaft diskutierten LAAC Architekten mit uns und Münchner Architekten an Hand ihrer Projekte über das Bauen in den Alpen.
Zum Einstieg in die Diskussion stellte Frank Ludin (LAAC Architekten, Innsbruck) das Projekt „Landhausplatz“ vor: Unter dem vormals ein Dasein als „Nebenschauplatz“ fristenden Platz befindet sich eine Tiefgarage; im Rahmen eines offenen Wettbewerbs für die Neugestaltung des 9.000 Quadratmeter großen Freiraums sollte eine Lösung gefunden werden, bei der auch die dort vorhandenen Denkmäler einen angemessenen Raum finden. LAAC Architekten konnten sich hier mit ihrem Entwurf einer „Erinnerungslandschaft“ durchsetzen, die die Denkmäler sinnfällig in die von ihnen topografisch überformte Oberfläche des Platzes integriert. Die gesamte Topografie besteht aus vor Ort hergestellten hellen Betonplatten. Die Meinungen über die Platzgestaltung sind erwartungsgemäß sehr unterschiedlich: Was den einen als „zubetonierte“ Fläche erscheint, empfinden die anderen – besonders die jüngeren Bewohner – als willkommene Anregung für unterschiedliche Bewegungs- und Sportmöglichkeiten.
Als weiteres Projekt zeigte Ludin das „Top of Tyrol“, eine Aussichtsplattform am Stubaier Gletscher unweit der Seilbahnstation. Jährlich besuchen ca. 500.000 Menschen diese Plattform. Ein programmatischer Konflikt scheint hier unvermeidlich, schafft man mit den Besuchermassen doch genau die Touristenströme, die eine der Ursachen der Zerstörung der Natur sind –auch wenn es an Architektur und Ökologie Interessierte sind, die den Berg erklimmen. Hierzu wurde die Frage laut: „Warum muss man einen Aussichtsposten mitten in die Alpen bauen? Die Aussicht kann man doch von überall geniessen!“ Laut Ludin dient die Plattform aber nicht nur als Aussichtspunkt für das schöne Panorama, sondern auch als Schlüsselerlebnis zum Klimawandel: Erst der Blick auf den Gletscher mache bewusst, wie es wirklich um die Natur steht.
Klaus Neumann von realgrün Landschaftsarchitekten ergänzte dazu, dass eines der Hauptprobleme der Zersiedlung des Alpenraumes die urbanen Typologien am Berg seien: Als Beispiel nannte er St. Moritz, dessen riesige Hotelkomplexe in den sechziger Jahren direkt von innerstädtischen Vorbildern wie beispielsweise Zürich nachgebaut worden seien. Heute gehören diese Hotels fast wie selbstverständlich zum „Dorfbild“ – und die Landschaft wird zum Wirtschaftsfaktor.
Hinzu kommt, dass aktuell überall nach Standorten für erneuerbare Energien gesucht werde, auch in den Alpen. Nicht die Frage, ob, sondern, wann sie dafür genutzt würden, sei wesentlich. Hier sieht Frank Ludin ebenfalls seine Aufgabe – und die eines jeden Architekten. Es sei LAAC Architekten ein Anliegen, architektonische Lösungen für diese Szenarien zu finden. Eine harmonische Einbindung von Bauwerken – ob infrastruktureller oder architektonischer Art – in den Alpen sei das Ziel einer nachhaltigen Gestaltung des Landschaftsbildes. Dass dies nicht immer gelinge, zeige die „Solar-Energie-Welle“ der Vergangenheit: Ganze Dörfer wurden in den letzten Jahren mit Solar-Paneelen „zuplakatiert“, was dem ursprünglichen Landschaftsbild nicht entspreche. Auch von einer solchen „hastigen“ Gestaltung distanzieren sich LAAC Architekten.
Hinzu kommt, dass aktuell überall nach Standorten für erneuerbare Energien gesucht werde, auch in den Alpen. Nicht die Frage, ob, sondern, wann sie dafür genutzt würden, sei wesentlich. Hier sieht Frank Ludin ebenfalls seine Aufgabe – und die eines jeden Architekten. Es sei LAAC Architekten ein Anliegen, architektonische Lösungen für diese Szenarien zu finden. Eine harmonische Einbindung von Bauwerken – ob infrastruktureller oder architektonischer Art – in den Alpen sei das Ziel einer nachhaltigen Gestaltung des Landschaftsbildes. Dass dies nicht immer gelinge, zeige die „Solar-Energie-Welle“ der Vergangenheit: Ganze Dörfer wurden in den letzten Jahren mit Solar-Paneelen „zuplakatiert“, was dem ursprünglichen Landschaftsbild nicht entspreche. Auch von einer solchen „hastigen“ Gestaltung distanzieren sich LAAC Architekten.
Insgesamt ist die Gestaltung des sensiblen Alpenraums keine leichte Aufgabe. Denn nach Meinung aller Gäste der Architektur-Gesellschaft stünden meist wirtschaftliche Faktoren hinter den bereits getroffenen Entscheidungen, die die Gestaltung der Landschaft bestimmen. Es bleibt die Frage: Wer entscheidet am Ende, wie ein Dorf oder eine Landschaft auszusehen hat? Und: Ist dies eine gesellschaftliche, eine politische oder eine gestalterische Diskussion? (cv)
Die Architektur-Gesellschaft – eine Veranstaltungsreihe von DETAIL – beschäftigt sich mit den Wechselbeziehungen von Architektur und Gesellschaft. Jeden Monat treffen sich 20 Architekten aus diversen Fachbereichen bei Boffi in München und diskutieren gemeinsam ein aktuelles Thema.
Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, senden Sie eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an projekte@detail.de.
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