Interview mit Anders Lendager
Wer betreibt die urbanen Minen der Zukunft?
Anders Lendager, © The Lendager Group
Der dänische Architekt Anders Lendager zählt zu den radikalsten Pionieren des kreislauffähigen Bauens. Im Interview mit Jakob Schoof erklärt er, was Architekten zu einem Ende der Wegwerfgesellschaft beitragen können. Das Interview ist in der Neuerscheinung Architektur und Klimawandel von Edition Detail erschienen.
Sie sind Architekt, betreiben aber auch eine Unternehmensberatung und waren bis vor Kurzem an mehreren Firmen beteiligt, die Bauprodukte herstellen. Wie kam es dazu?
Als Architekt weiß ich, dass Bauherren bei allem, was nachhaltig ist, die Kostenfrage stellen. Und ich habe gesehen, wie wenig sich die etablierten Hersteller für das Recycling von Baumaterialien interessierten. Ich begriff also, dass ich mich darum selbst kümmern musste. Heute beraten wir Unternehmen und Kommunen, die herausfinden wollen, welche Materialien in ihrem Gebäudebestand verbaut sind. Daraus entwickeln sich oft Projekte für mein Architekturbüro – und daraus wiederum eine Nachfrage nach recycelten Bauprodukten. Um den Bedarf zu befriedigen, habe ich lange Zeit eine Entwicklungs- und Produktionsfirma für Recyclingprodukte betrieben, die ich vor Kurzem an Investoren verkauft habe. Aus meiner Sicht ist das ein Meilenstein für das Geschäftsmodell, das wir entwickelt haben.
Kein alltägliches Geschäftsmodell für einen Architekten.
In meinem Fall war es notwendig. Und ich denke, als Architekten und Architektinnen können wir es uns auf Dauer nicht leisten, immer nur großartige Entwürfe zu entwickeln und andere das finanzielle Risiko dafür tragen zu lassen.
Architektur und Klimawandel. 20 Interviews zur Zukunft des Bauens, © Edition Detail, München 2024
Sie sagen, dass recycelte Baumaterialien nicht mehr kosten müssen und oft sogar günstiger sind als neue. Worauf muss man achten, damit das tatsächlich eintritt?
Es kommt natürlich darauf an, was Sie wiederverwenden. Terrassenbeläge aus Altholz lassen sich zum Beispiel einfacher zu konkurrenzfähigen Kosten herstellen als Recyclingbeton – oder die Ziegelfassaden für unser Projekt Resource Rows in Kopenhagen. Doch in aller Regel ist ein Bauprodukt, das wir aus Recyclingmaterial entwickeln, maximal 10 % teurer als ein neues Vergleichsprodukt. Wenn wir es dann an zwei, drei Bauprojekten verwendet und die Produktionsmenge entsprechend gesteigert haben, wird es oft um 50 –70 % günstiger.
Mehr dazu in der Neuerscheinung Architektur und Klimawandel.
Blick ins Buch: Hier blättern
Architektur und Klimawandel. 20 Interviews zur Zukunft des Bauens.
Herausgeberin: Sandra Hofmeister
Sprachen: Deutsch, Englisch
Erscheinungsdatum: April, 2024
Verlag: Edition Detail, München 2024
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