Weitergedacht: Erweiterung MKM Museum Küppersmühle von Herzog & de Meuron
Photo: Simon Menges
Das 1999 eröffnete MKM ist seit seiner Gründung MKM ein Sammlermuseum, das von der Bonner Stiftung Kunst und Kultur betrieben wird. Als 2006 weiterer Platz für die Ausstellung der Sammlung Ströher benötigt wurde, ließ das direkt beauftragte Basler Büro die historischen Silos eine überdimensionale transluzente Museumsbox in die Höhe stemmen. Doch diese Landmarke im Duktus der Elbphilharmonie wurde nie gebaut, 2011 scheiterte sie an der mangelhaften Ausführung der Stahlkonstruktion und finanziellen Schwierigkeiten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft.
Sylvia und Ulrich Ströher jedoch wollten diesen Ort für ihre rund 2.000 Werke umfassende Sammlung deutscher Nachkriegskunst, gründeten die MKM Stiftung, kauften die Immobilie und setzten sich erneut mit Herzog & de Meuron zusammen, um etwas zu schaffen, das auf die Kunst fokussiert und daraus seine Haltung entwickelt. Mit den markanten Silos als Scharnier schreibt der nach vierjähriger Bauzeit eröffnete Erweiterungsbau die gewachsene Reihe ähnlicher, aber doch verschiedener Industriedenkmäler in Proportion und Anmutung fort und bildet ihren Kopf.
Bedingt durch den Abstand von 40 m, den es zu der darüber rauschenden A59 einzuhalten gilt, ist die Stirnwand schräg angeschnitten. Dahinter liegen zwei viergeschossige quaderförmige Baukörper, ein kleiner und ein größerer, darin die Ausstellungsräume, die schrägen Zwickel dienen Nebennutzungen. Nicht aus dekorativen, sondern aus konzeptionellen Gründen ändert sich die Textur der backsteinernen Hülle, macht lesbar, was geschlossen ist. Nichts ist fremd in der Erweiterung, was da war, hat seinen Platz, was neu ist, hat eine klare Bestimmung. Nur wenige vertikale Fensterschlitze gibt es, da das Innen keinen Bezug zum Außen sucht.
Die 35 neuen Ausstellungsräume, zusammen 2.500 m2, sind klassische white cubes, sie dienen allein der Kunst. Die Größe der teilbaren Säle variiert, ein Höhepunkt ist der große Oberlichtsaal. Die Architektur macht der Kunst keine Konkurrenz, die Trennung ist sauber. Besonderen Raumerlebnisse bieten das neue Treppenhaus, das sich wie sein Pendant im Altbau in warmem Ziegelrot organisch in die Höhe windet und der Silotrakt: Aus der Mitte der ehemals 20 Stahlzylinder wurden sechs entfernt, zwei aufgeschnitten und mit Stegen zu Durchgängen zwischen Alt und Neu gemacht. Dies kann ein Raum für Kunst werden, doch er genügt sich auch selbst. Dem Ort schenkt die Museumserweiterung noch einen kleinen Park mit 35 Platanen, dazwischen Skulpturen und bald auch eine Aussichtsplattform auf den Silos.
Über das Projekt berichten wir in Detail 11.2021.