10.02.2014 Jakob Schoof

Wegweisende Experimente und hilfreiche Irrtümer: die Konferenz „tri“ in Bregenz

Seit fast 20 Jahren findet mit der „tri“ in Bregenz (8.-10. Mai 2014) ein Architekturkongress der etwas anderen Art zum nachhaltigen Bauen statt. Die Jubiläumsausgabe 2014 nutzen die Veranstalter nun zu einem Rückblick auf Erfolge und Irrtümer der Vergangenheit, aber auch für den Blick in die Zukunft.

Ort: Festspielhaus Bregenz, Platz der Wiener Symphoniker 1, 6900 Bregenz, Österreich
Dauer: 8. bis 10. Mai 2014

Schauplatz der „tri 2014“: das Festspielhaus in Bregenz, Dietrich/Untertrifaller Architekten. Foto: Jakob Schoof

War früher tatsächlich alles besser – oder zumindest einfacher? Und welche Rezepte der Vergangenheit besitzen heute im Bauen tatsächlich noch (oder wieder) Gültigkeit? Die Fragen sind heute aktueller denn je, da der viel missbrauchte Begriff der „Nachhaltigkeit“ zum Unwort zu werden droht und viele Entwerfer sich nach Einfachheit und Orientierung im energetischen Anforderungsdschungel sehnen.
In gewohnter Weise trifft die Konferenz „tri“ in Bregenz daher einen Nerv unserer Zeit, wenn sie sich zu ihrer Jubiläumsausgabe 2014 der Rückschau, dem Hinterfragen von Dogmen und dem generationenübergreifenden Dialog widmet. Seit 1996 findet die Konferenz zweijährlich am Ufer des Bodensees statt, mitten in einer Region, die nicht nur baukulturell, sondern auch in puncto Nachhaltigkeit als führend in Europa gilt. Statt routiniert abgespulter 20-Minuten-Präsentationen erwarten die Besucher der dreitägigen Veranstaltung intensive Diskussionen, ungewöhnliche Vortragsformate, viel Zeit zum Austausch – und eine halbtägige Exkursion zu ausgewählten Vorarlberger Bauten.

Ein Dialog der Generationen
Der Themenbogen der „tri 2014“ ist weit gespannt, denn es soll Grundsätzliches diskutiert werden: Was ist uns in den letzten 20 Jahren gelungen? Welche Zukunftsbilder verfolgen wir heute? Was waren usere besten Irrtümer? Welche Dogmen gilt es zu hinterfragen? Referieren werden unter anderem der Politikwissenschaftler Kurt Greussing, die Architekten Dietmar Eberle, Christian Matt, Kay Künzel und Roland Gnaiger, der Schweizer „Solarpionier“ Thomas Nordmann und der Klimaingenieur Matthias Schuler.

Sie sind eingebunden in einen generationenübergreifenden Dialog, der jeweils einen Angehörigen der Generationen „Ü60“ und „U40“ zum Gespräch über vordefinierte Themen auf der Bühne zusammen bringen soll. Offizieller Programmbestandteil ist außerdem ein „Geh-Spräch“, bei dem die Teilnehmer im Rahmen eines Spaziergangs am Ufer des Bodensees ihre Ansichten und Erfahrungen austauschen und anschließend darüber in Workshops berichten sollen.

Passivhaus-Kindergarten in Langenegg, Fink Thurnher Architekten (2004). Foto: Jakob Schoof

Solarschule in Dafins, Hermann Kaufmann Architekten (1990). Foto: Jakob Schoof

20 Jahre Passivhaus – eine Sackgasse?
Für Zündstoff verspricht vor allem ein Podiumsgespräch am Eröffnungstag (Donnerstag, 8. Mai) zum Thema „Pro und Kontra Passivhaus“ zu sorgen. Es bringt neben dem bekennenden Passivhauskritiker Dietmar Eberle die Architekten Christian Matt (Dorner + Matt Architekten), Kay Künzel Raum für Architektur) und Ursula Schneider (pos Architekten) zusammen.

An Fahrt gewonnen hat die Passivhaus-Kontroverse in Voralberg – einem Bundesland, das schon sehr früh den Passivhausstandard für öffentliche und öffentlich geförderte Bauten verpflichtend machte – zuletzt durch den Büroneubau „2226“ von Baumschlager Eberle in Lustenau. Dieses „Haus ohne Heizung“ werden die tri-Teilnehmer am Nachmittag nach dem Podiumsgespräch selbst besichtigen.

Bürogebäude „2226“ in Lustenau, Baumschlager Eberle (2013). Foto: Jakob Schoof

Weitere Etappen der Exkursion sind die Bregenzerwälder Gemeinde Langenegg, die mit guter Architektur und viel Bürgerengagement in den vergangenen Jahren die Wende vom verschlafenen „Nest im Wald“ zu neuer Prosperität schaffte, und die Solarschule in Zwischenwasser von Hermann Kaufmann. Letztere war, 1990 errichtet, ein Vertreter der ersten „Experimentierphase“ des Solarzeitalters. Beheizt wird sie über Solar-Luftkollektoren und einen 25 Kubikmeter fassenden Kiesspeicher. Die Anlage ist seit 1990 unverändert in Betrieb und liefert bis heute rund 65 % des Heizwärmebedarfs im Gebäude. Dennoch ist die Solarschule bis heute ein Beispiel ohne Nachfolger geblieben. Es dürfte interessant sein, zu klären, weshalb das so war und was sich von solchen Beispielen heute vielleicht dennoch lernen lässt.
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