Variantenreiche Natursteinfassaden
Wassertempel in Nordwestindien von NilaA
© Prerna Sood
Bei ihrem Flussheiligtum im Bundesstaat Gujarat kombinieren die Architekten traditionelle Steinbaukunst mit expressivem Symbolismus. Als Standort hatte die auftraggebende Stiftung den kleinen Ort Narayan Sarovar an der Küste des Arabischen Meers gewählt. Bis der Fluss bei einem Erdbeben 1830 seinen Lauf änderte, war die angrenzende Meeresbucht Teil des Indusdeltas.
© Prerna Sood
Weniger als 50 km sind es von hier zur pakistanischen Grenze – ein Katzensprung für indische Verhältnisse. Bei der Loslösung von Indien und Pakistan 1947 wurde auch die hier ansässige Gemeinschaft der Sindhi getrennt in einen indischen und einen pakistanischen Teil; viele ihrer Angehörigen wanderten auch in andere Länder aus.
Mit dem Indusgott Jhulelal geweihten Heiligtum will der Jhulelal Tirthdham Trust, der Sindhi in aller Welt repräsentiert, nun eine Anlaufstelle für die Gemeinschaft errichten. Etwa 12 ha groß ist das Areal, auf dem sich der Tempelbau erhebt. Im Nordwesten wird er von einem U-förmigen Wasserbecken eingerahmt; der mehrfach abgewinkelte Zugangsweg führt von Süden heran.
© Kanwal Kaur
Eine perforierte, V-förmige Umfassungsmauer entzieht das eigentliche Heiligtum zunächst den Blicken der Ankommenden. Auf ihrer Innenseite legten die Architekten zwei parallel geführte, offene Korridore – einen mit und einen ohne Dach – an. Ein weiterer, holzgedeckter Gang führt hinüber in den eigentlichen Tempel, der sich auf einem glockenförmigen Grundriss erhebt und von einem pyramidenförmigen Turm überragt wird.
© Harikrishna Maheshwari
© Kanwal Kaur
Drei verschiedene Natursteine, allesamt aus dem Bundesstaat Gujarat, kombinierten die Architekten für das Gebäude: Die Umfassungswand und die Pfeiler im Inneren des Heiligtums bestehen aus hellem, weichem Dhangedra-Kalkstein, die äußeren Stützpfeiler des Tempels sowie die Fundamente aus dunklerem und härterem Andhav-Kalkstein. Der Turmaufbau ist mit weißem Marmor aus Ambaji verkleidet.
© Akshay Kaul
Die nach oben breiter werdenden Stützpfeiler tragen nicht nur das Dach, sondern steifen die Konstruktion auch gegen Horizontalkräfte – etwa aus Erdbeben – aus. Nur ihre äußere Schicht besteht aus kleinteiligem Natursteinmauerwerk. Darin verbirgt sich ein bewehrter Betonkern, der den Pfeilern zusätzliche Stabilität verleiht und sie in den Fundamenten verankert.
Architektur: NilaA Architecture and Urban Design
Bauherr: Jhulelal Tirthdham Trust
Standort: Jhulelal TirathDham Plot, Narayan Sarovar, Gujarat 370601 (IN)
Tragwerksplanung: Mehul Shah, Ami Engineers
Landschaftsarchitektur: Akshay Kaul and Associates
Projektmanagement: Hunnarshala Foundation
Elektroplanung: KES Engineering Services