Gemeinschaftliches Wohnen am Wasser
Wantijhof bei Rotterdam
Die Wohnanlage Wantijhof von Studio AAAN greift die Ziegelarchitektur des einstigen Handelshafens Wantij auf. © Sebastian van Damme
Etwa 20 km südöstlich von Rotterdam liegt Dordrecht, eine Gemeinde und gleichnamige Insel mit rund 120 000 Einwohnern. Das Hafenviertel Wantij im Norden der Stadt und unweit des historischen Zentrums war einst ein wichtiger Industriestandort, ist aber heute Stadtentwicklungsgebiet. Die alten Werften und Lagerhäuser sind mittlerweile verschwunden, nur noch ein Wasserturm, die Mühle und das Kraftwerk zeugen von der industriellen Vergangenheit.
Nach Norden entlang der Uferpromenade sind die Fensterflächen über drei Geschosse und von der Breite einer Achse in einen metallenen Rahmen eingefasst. © Sebastian van Damme
Wohnkomplex aus rotem Backstein
Hier errichtete das Rotterdamer Studio AAAN den Wantijhof, einen Wohnkomplex mit insgesamt 36 Wohneinheiten verschiedener Größen und Typologien. Die beiden fünfgeschossigen Blöcke tragen eine Backsteinfassade und bilden mit einem dritten, L-förmigen Bestandswohngebäude einen halböffentlichen Innenhof. Nach Norden entlang der Uferpromenade sind die Fensterflächen des Neubaus über drei Geschosse und von der Breite einer Achse in einen metallenen Rahmen eingefasst. Diese Art Erker passen sich optisch den Nachbargebäuden an. Die vom Wasser abgewandten Gebäudeseiten sind hingegen kleinmaßstäblicher gestaltet und knüpfen an die Architektur der nahen Altstadt an. Die Innenhoffassade besitzt eine den Baukörpern vorgesetzte, goldfarbene Balkon-Stahlrahmenkonstruktion und kontrastiert mit dem steinernen, schweren Charakter der übrigen Gebäudehülle.
Die gemeinschaftliche Erschließungsebene auf Ebene +1 ist erreichbar über zwei große Außentreppen im Osten und im Westen. © Sebastian van Damme
Die offene, goldfarbene Balkon-Stahlrahmenkonstruktion kontrastiert zum steinernen, schweren Charakter der übrigen Gebäudehülle. © Sebastian van Damme
Der Hof als Ort sozialer Interaktion
Gedacht ist der Hof als Ort sozialer Interaktion – einen Raum, in dem die Grenzen zwischen privat, halböffentlich und öffentlich je nach Tages- und Jahreszeit verschwimmen. Die Erschließung der Anlage erfolgt über den Garten in der Mitte auf Ebene 0, das sogenannte Deck auf Ebene +1 und schließlich über die Laubengänge, direkt an den privaten Balkonen vorbei. Das Deck ist erreichbar über zwei große Außentreppen im Osten und im Westen. Mit seinem freien Blick auf das Wasser lädt es zum nachbarschaftlichen Beisammensein ein. Nach Vorstellung der Planer sollen sich im Wantijhof aber nicht nur die dortigen Bewohner, sondern auch die der umgebenden Häuser treffen. Dazu wird etwa der Nutzgarten in der Hofmitte im Frühling für öffentliche Besichtigungen geöffnet.
Der Innenhof dient als sozialer Treffpunkt. © Sebastian van Damme
Flexible Nutzung des Erdgeschosses
Die Maisonette-Wohnungen des Wantijhofs verteilen sich auf die Ebenen 0 und 1. Zur Straße hin verbergen sie das innenliegende Parkhaus. Das Erdgeschoss ist als Volumen mit variabler Höhe konzipiert. Die Grundrissgestaltung erlaubt hier zum Beispiel die Nutzung der Fläche als Büro oder Geschäft, das von zwei Seiten natürlich belichtet wird.
Architektur: studio AAAN
Bauherr: Nederlandse Bouw Unie
Standort: Dordrecht (NL)
Tragwerksplanung: A.V.S. Engineering
Bauunternehmen: Nederlandse Bouw Unie