Vorhang auf: Montessori-Schule in Neuötting
Foto: Antje Hanebeck
An dem Projekt arbeiteten nicht nur Architekten und Innenarchitekten zusammen. Vielmehr bezog der Entwurfsprozess auch Lehrer und Angestellte der Schule mit ein, um eine besonders kindergerechte, harmonische und funktionale Lernumgebung zu schaffen.
Das eingeschossige Schulgebäude ist ringförmig um einen großzügigen Innenhof organisiert. Es bildet wortwörtlich den Rahmen für die Aktivitäten im geschützten Zentrum, das dadurch von der Straße und der umgebenden Bebauung abgeschirmt wird. Im Süden bildet die Aula gleichzeitig den Eingang zur Schule. Von dort aus kann man auf der rechten Seite in die tiefer gelegene Sporthalle blicken. Bodentiefe Fenster stellen einen Bezug zum Innenhof her. Von der Aula aus nach links führt der Weg vorbei an der Küche, den Büros und dem Lehrerzimmer in der südwestlichen Ecke des Gebäudes. Es folgen im westlichen Flügel entlang eines langen, mittigen Flurs die erste Hälfte der Klassenzimmer.
Alle Klassenzimmer liegen nicht nur direkt am Innenhof, sondern verfügen auch über einen eigenen Klassengarten. Das ist ein zum Teil überdachter Bereich, der durch einen grauen, transluzenten Außenvorhang aus Monofilamentgarn abgetrennt werden kann. Wie auch auf dem restlichen Schulhof prägt hier die raumbildende Außenmöblierung und die abwechslungsreiche Bepflanzung das Bild.
Im Inneren weitet sich der Flur gegenüber der Klassenzimmer immer wieder zu großen Nischen auf, die sich mit geschlossenen Fachräumen abwechseln. Sie sind in aufeinander abgestimmten Blau-, Rot- oder Grüntönen gestaltet und mit Einbaumöbeln als Teeküchen oder zum freien Lernen zu nutzen.
Dagegen liegt der Flur im nördlichen Flügel direkt am Innenhof. Vom gleichmäßigen Nordlicht profitieren dafür die Räume für Kunst, Werken, Musik und Naturwissenschaften. Eine Ecke weiter wiederholt sich gespiegelt das System der Klassenräume, die jeweils 74 m² messen. Am Ende des Flurs trifft der Weg auf die Zuschauergalerie der Sporthalle, womit sich der Kreis schließt.
Ein autarker Kindergarten für 50 Kinder dockt seitlich an das Schulgebäude an. Damit fasst er seinen eigenen Grünraum ein. Der großzügige Flur mit Spielnischen und Einbaumöbeln ist die logische Verkleinerung des Konzeptes aus dem Schulhaus.
Bei der Auswahl der Materialien legten die Architekten und Innenarchitekten besonderen Wert auf heimische und ökologische Produkte. Massive Holzwände aus weiß gebeizter Fichte wechseln sich mit Gipsfaserplatten ab. Alle eigens konzipierten Einbaumöbel sind aus Dreischichtplatten aus Fichte und farbigem Schichtstoff gebaut. Die Leuchten sind im gesamten Gebäude sehr zurückgenommen. Nur in der Aula treten sie mit einem Raster aus schwarzen Alu-Profilen in Erscheinung, an dem schwarz-weiß emaillierte Arbeitsleuchten aufgehängt sind. Vorhang auf!
Gesamtkosten: 12500000 €
Team: Veronika Kammerer, Achim Kammerer, Anke Lorber, Wolfgang Prabst (studio lot) & Norbert Mißberger, Johannes Wiesbauer (MW Architekten)