Von M bauen Geschäftsstelle der GWG Tübingen

Der Alte Güterbahnhof in Tübingen wird zum neuen Wohngebiet: Auf dem 10 ha großen Areal südlich des Neckars ist in den letzten Jahren ein neues Stadtquartier mit rund 570 Wohnungen, Büros und anderen gewerblichen Nutzungen entstanden. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den neuen Wohnblocks hat nun auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG ihr neues Quartier bezogen.

Solitär in heterogener Umgebung

Der vom Stuttgarter Architekturbüro Von M geplante, viergeschossige Solitär hat auf jeder Seite andere Nachbarn – im Norden das Neubauquartier, im Südosten ein Einkaufszentrum, dazwischen niedrigere Wohnhäuser der Jahrhundertwende und der Nachkriegszeit. Zwischen ihnen sucht er mit seiner Höhenstaffelung zu vermitteln und zeigt doch ein unverkennbar eigenes Gesicht, das auf die Konstruktion des Gebäudes und seinen ökologischen Anspruch hinweist.

Holz-Hybridbau der Gebäudeklasse 5

Die holzverkleideten Fassaden sind schachbrettartig strukturiert und mit schlanken, raumhohen Fenstern versehen. Diese verspringen geschossweise – auch um die Gefahr eines Brandüberschlags zwischen den Geschossen zu minimieren. Denn die Unternehmenszentrale ist ein Holz-Hybridbau der Gebäudeklasse 5, bei dem die Holzoberflächen innen konsequent sichtbar bleiben.

Kerne aus Sichtbeton, Hülle aus Holz

Die quadratischen Grundrisse sind nach dem Zwiebelprinzip strukturiert: Die gemeinsame Mitte bildet ein gebäudehohes Atrium mit Glasdach. Es bringt Licht ins Haus und fungiert als großer Abluftkamin. Flankiert wird es von zwei langgestreckten Kernen aus Sichtbeton, die Lift und Treppenhaus enthalten und das Gebäude aussteifen. Ganz außen in der Zwiebel liegt ein Ring aus Bürozonen, die sich als Großraum nutzen oder in Zellenbüros aufteilen lässt. Baubuche-Stützen in der Fassadenebene tragen die zwischen Kern und Fassade spannenden Holz-Beton-Verbunddecken.

Im modularen, eigens für den Neubau entwickelten Möbelkonzept setzt sich die Materialpalette des Gebäudes bis ins Detail fort. © Zooey Braun

Modulares Möbelsystem zoniert Räume

Im teils zurückgesetzten obersten Geschoss sind Besprechungsräume mit Zugang zu zwei Dachterrassen untergebracht. Für die Büroebenen entwarfen Von M ein projektspezifisches Möbelsystem, das mit Regalwänden die Zonierung der Räume unterstützt und das Thema Holz bis ins Detail fortführt. 

Das viergeschossige Atrium ist an den Längsseiten geschlossen und an den Stirnseiten offen. Mit Unterstützung des thermischen Auftriebs befördert es verbrauchte Luft ins Freie. © Zooey Braun

Effizienzhaus mit Lowtech-Klimakonzept

Auf eine flächendeckende, mechanische Be- und Entlüftung verzichteten die Architekten. Stattdessen strömt Frischluft durch Fassadenöffnungen in die Büroebenen. Die verbrauchte Luft steigt im Atrium empor und gelangt durch das Glasdach ins Freie. Obwohl ohne Wärmerückgewinnung realisiert, erreicht die Firmenzentrale den ambitionierten Energiestandard KfW-Effizienzhaus 40 EE. Wärme kommt aus dem Tübinger Fernwärmenetz ins Haus, Strom liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.