Verschachtelt: Museum und Aussichtsturm »Poissy Galore«
Foto: Julien Lanoo
Entstanden aus einem 2011 ausgeschriebenen Wettbewerb, setzt sich das Ensemble vorerst aus einem Museum für eine große Sammlung von lebenden und konservierten Insekten und einem Aussichtsturm zusammen. Das Entrée des Geländes bildet dabei das »Musée des Insectes«. Bestehend aus fünf ineinander verschachtelten Volumen mit klassischer Satteldachform, erstrecken sich die einzelnen Baukörper nicht nur selbst insektenartig in die Landschaft, auch ihre Innenräume erwecken Assoziationen an die ausgestellte Spezies.
Die Verschneidungen der einzelnen Baukörper ergeben im Innenraum unterschiedliche, teilweise diffus wirkende Raumgeometrien. Dabei schafft die durchlaufende Tragstruktur aus biegesteifen Holzrahmen in ihrer Materialität indirekt eine Kontinuität der einzelnen Körper, erinnert aber, wie von den Architekten passend beschrieben, durch »unerwartete Gruppierungen der Stützen« bewusst an einen »Wald oder Insektenbeine«. Das konstruktiv leicht erhöhte Gebäude ist über Rampen erreichbar, die die Wege des Parks regelrecht in das Gebäude hineinziehen. Durch verschiedenartige Öffnungen und unterschiedlich orientierte Baukörper ergeben sich in den Innenräumen immer wieder großzügige Belichtungsflächen und Ausblicke in verschiedenste Richtungen des Areals. Hölzerne Lamellen mit vertikalen Bändern verändern das Gebäude: Je nach Schattenwurf und Tageszeit drückt sich die Silhouette der Hausform ab und lässt Natur und Sonnenstand an der Erscheinung der Innenräume und ihrer Wirkung kontinuierlich teilhaben.
Ein weiterer Baustein des Ensembles ist der 12 Meter hohe Aussichtsturm, das »Observatoire«. Als Stahlkonstruktion besteht er aus vier, mal senkrecht, mal schräg gestapelten Volumen, die sich formal an das Museum anlehnen. Eine offene Treppe führt durch die offene Struktur hindurch und verbindet die einzelnen hausförmigen Etagen miteinander. Die einzelnen Plattformen ermöglichen Ausblicke in die umliegende Landschaft und schaffen erneut optische Bezüge zum Insektenmuseum.
Aus verschiedenen Winkeln und Perspektiven ergeben sich auf dem Areal immer wieder Anmutungen von Bildern eines traditionellen Hauses mit Satteldach. Schaut man genauer hin, lassen sich die Transformationen zu skulpturalen Körpern begreifen. Die Materialien Stahl und Holz brechen das Bild der traditionellen Hausform auf und lassen so lebendige, spielerische Werke inmitten der Natur entstehen.
Angebunden ist das gesamte Areal in der Nähe von Corbusier’s Villa Savoye durch die RER-Metro A. Sie verbindet nicht nur Paris, La Défense und Poissy miteinander, sondern auch die Anwohner rund um Paris mit dem Naherholungsgebiet und den dort neu entstandenen Bauten. Dem Ensemble soll außerdem noch ein Restaurant, das »Guinguette«, hinzugefügt werden, das mit einer Terrasse auf Stelzen direkt an der Seine zum noch längeren Verweilen und – laut Architekten – sogar zum Tanzen einladen soll.
Team AWP: Alessandra Cianchetta, Matthias Armengaud, Marc Armengaud mit Miguel La Parra Knapman, Gemma Guinovart und Helena Frigola, Juan Garrido, Ruth Grande, David Perez
Team HHF: Tilo Herlach, Simon Hartmann, Simon Frommenwiler mit David Gregori y Ribes, Aleris Rogers, Philippe Guillod, Camille Aissaoui
Fotos: Julien Lanoo, Iwan Baan