Abbruchmaterial neu genutzt
Veranstaltungspavillon in Südindien von Samira Rathod Design Atelier
Veranstaltungspavillon aus Abbruchmaterialien, © Sridhar Balasubramaniam
Mit ihrem temporären Veranstaltungsort für die Kochi-Muziris-Kunstbiennale 2022 setzen die Architekten ein Zeichen für die Kreislaufwirtschaft. Das Gebäude besteht überwiegend aus Abbruchmaterialien und einheimischen, nachwachsenden Rohstoffen.
Innenraum, © Niveditaa Gupta
Kochi-Muziris-Kunstbiennale
Die Biennale findet seit 2012 in dem südindischen Küstenort Fort Kochi. Für die letzte Ausgabe im Winter 2022/23 beauftragten die Organisatoren die Mumbaier Architektin Samira Rathod und ihr Büro mit dem Entwurf eines Pavillons für Vorträge, Performances, Vernissagen und Filmvorführungen.
Wände und Dach aus Abbruchmaterialien
Das Bauwerk wurde von einem professionellen Bauunternehmen errichtet und stellt zugleich die gängige, auf Abbruch und Neubau fußende Praxis der Baubranche infrage: Sein Traggerüst besteht aus wiederverwendeten Stahlträgern und Baumstämmen. Die Außenwände sind große Gabionen, gefüllt mit einer Mixtur aus Kokosfasern und Betonbruch. Für das Dach streuten die Bauarbeiter eine Mischung aus Ziegelbruch, Lehm und Zement auf ein einfaches Geotextil, das über die Stahlträger gespannt war. Horizontal verlaufende Ziegellagen sichern den Dachaufbau vor dem Abrutschen.
Die Wände sowie das Dach bestehen aus wiederverwendeten Baumaterialien. © Niveditaa Gupta
Recyclingbau mit Low-Tech-Klimatisierung
Durch die Außenwände und das Dach ergießt sich Tageslicht wie aus einem Sternenhimmel in den Innenraum. Auch zwei Reihen kleiner, mit Folie abgedeckter Oberlichter im Dach bringen Helligkeit herein. Wird noch mehr Licht und vor allem frische Luft benötigt, lassen sich an der hohen Stirnseite des Dachs acht je 2,5 x 6 m große Klappläden mit Seilzügen öffnen. Ihre Oberflächen sind mit spiegelnden Blechen verkleidet und reflektieren ein Abbild des üppigen Grüns draußen in den Innenraum.
Durch die Außenwände strömt frische Luft in den Innenraum. © Sridhar Balasubramaniam
Auch durch die Außenwände strömt Frischluft in den Raum. Dabei wird sie nach Schätzungen der Architekten durch die Speichermasse der Wände um 2-3 °C vorgekühlt. Für einen zusätzlichen Kühleffekt lassen sich die Wände überdies mit Wasser besprühen. Auch Deckenventilatoren sorgen für einen kühlenden Luftzug. Weil der Pavillon nahezu komplett ohne Fundamente auskommt, lässt er sich laut Architekten leicht ab- und an einem anderen Standort wieder aufbauen.
Architektur: Samira Rathod Design Atelier
Bauherr: Kochi-Muziris Biennale 2022
Standort: Fort Kochi (IN)
Tragwerksplanung: Studio Struct
Fassadenplanung (Klappläden): Studio Motionworks
Bauunternehmen: Galaxy Tenso
Galerie
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren
-
Nullenergie-Medienfassade
Novartis Pavillon in Basel von Michele De Lucchi und AMDL Circle
Ein Ort der Begegnung: Der vom italienischen Designer und Architekten Michele De Lucchi entworfene Novartis Pavillon in Basel vereint Wissenschaft, Nachhaltigkeit und Kunst miteinander. Darüber hinaus beeindruckt das kreisförmige Ausstellungsgebäude mit einer innovativen Nullenergie-Medienfassade.
-
Kolonialgeschichte
Ausstellungspavillon bei Paris von Atelier Aconcept
Im Wald von Vincennes bei Paris hat Atelier Aconcept den tunesischen Pavillon der französischen Kolonialausstellung 1907 saniert. Künftig empfängt dort ein Restaurant seine Besucher.
-
Keilförmige Pultdächer
Pavillons Freilichtmuseum Hagen von Schnoklake Betz Dömer
Der neue Eingangspavillon des Westfälischen Landesmuseums zur Geschichte von Handwerk und Technik bildet den Auftakt des langgestreckten Geländes mit historischen Werkstätten.