12.12.2012 popp@detail.de

Urushi-Lack und Design. East meets west

Die Neue Sammlung der Pinakothek der Moderne zeigt in der Ausstellung „Urushi-Lack und Design. East meets west“ Arbeiten des italienischen Architekten und Designers Ettore Sottsass, sowie Entwürfe der Designer Dieter Rams und Fritz Frenkler.

Ort: Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, D–80333 München
Ausstellungsdauer: 12. Dezember 2012 – 24. Februar 2013

Ettore Sottsass, Box 'Kocho', Entwurf 2002, Fertigung 2012 für MaruTomi, Japan

Urushi-Lack, schwarz (Roiro Technik) und Polyurethanlack (pink, blau und crèmefarben)
Foto: Kinoshita Yasuhiko

»Penso che chi possiede una lacca giapponese è un uomo fortunato perché possiede qualche cosa di magico.«
»Ich denke, dass jeder, der einen japanischen Lackgegenstand besitzt, ein glücklicher Mensch ist, weil er damit ein Stück Magie sein eigen nennen kann.«
(Ettore Sottsass)

Entdeckungen im Werk eines der großen, prägenden Gestalter im 20. Jahrhundert und einige Objekte, die bisher in keinem Museum zu sehen waren: Der italienische Architekt und Designer Ettore Sottsass (1917-2007) begegnete in den 1990er Jahren dem traditionellen japanischen Lackhandwerk Urushi kogei. In enger Zusammenarbeit mit ausgewählten, führenden japanischen Meistern dieser höchst anspruchsvollen Technik und in einem langjährigen Prozess des geistigen Austausches und der Formfindung gestaltete Sottsass Gefäße und Objekte, die gleichermaßen westliche Moderne und Fernen Osten, italienischen Esprit und japanische Raffinesse vereinen.

Ettore Sottsass, Side Table ‚Kagaribi‘, Entwurf 2002, Fertigung 2011 für MaruTomi, Japan

Urushi-Lack, schwarz (Roiro Technik).
Foto: Kinoshita Yasuhiko

Urushi ist ein pflanzlicher Lack aus dem Saft des Urushi-Baums. In Japan diente dieser Naturlack, da er wasserabweisend ist und gegen Salze und Säuren schützt, nicht nur dem Oberflächenschutz, sondern auch der Ästhetik von Gebrauchsgegenständen. Die Ursprünge der Verarbeitungstechnik lassen sich Jahrtausende zurückverfolgen und waren über viele Jahrhunderte als Luxusgut dem Kaiserhaus und Adel vorbehalten. Seit dem späten 16. Jahrhundert gelangten japanische Lackwaren als Geschenke für Wohlhabende auf portugiesischen, später niederländischen Handelsschiffen nach Europa. Auch Marie Antoinette war als große Liebhaberin der Produkte mit Urushi-Lack bekannt.

Ettore Sottsass, Side Table ‚Hatsune‘, Entwurf 2002, Fertigung 2007 für MaruTomi, Japan

Urushi-Lack, schwarz und rot (Roiro Technik)
Foto: Kinoshita Yasuhiko

Der spannende Entwicklungsprozess führte Sottsass und seine japanischen Handwerksmeister von indusriell hergestellten Produkten im rotschwarzen Urushi-Stil über Kleinserien bis zu skulpturartigen Unikaten, die in Hunderten von Einzelschritten Schicht für Schicht aus natürlichem Urushi-Lack auf Holz entstehen.
Noch bis kurz vor seinem Tode im Jahr 2007 arbeitete Sottsass aktiv an diesen Objekten und beauftragte japanische Urushi-Meister mit deren Herstellung. Die Realisierung der Entwürfe hat sich zum Teil bis weit über seinen Tod hingezogen; das letzte Objekt wurde erst in diesem Jahr, 2012 fertig gestellt. Einige dieser Arbeiten wurden daher noch nie in einer Ausstellung gezeigt.

Ettore Sottsass, Box ‚Utsusemi‘, Entwurf 2002, Fertigung 2007 für MaruTomi, Japan

Urushi-Lack, schwarz (Roiro Technik)
Foto: Kinoshita Yasuhiko

Ergänzend zeigt die Ausstellung Beispiele von Urushi-Arbeiten nach Entwurf anderer westlicher Designer, von Dieter Rams und Fritz Frenkler. Der Austausch gestalterischer Haltung und Inspiration zwischen Ost und West, der sich hier und bei den Urushi-Objekten von Ettore Sottsass manifestiert, bedeutet Auseinandersetzung mit den Wurzeln von Gestaltung und Kulturtransfer im besten Sinn.

Ettore Sottsass, Box 'Kiritsubo', Entwurf 2002, Fertigung 2007 für MaruTomi, Japan

Urushi-Lack, schwarz und Gold (Roiro Technik)
Foto: Kinoshita Yasuhiko

Unter der Schirmherrschaft des Japanischen Generalkonsulats München.
Eine Ausstellung der Neuen Sammlung – The International Design Museum Munich – in Kooperation mit Real Japan, Sabae, Präfektur Fuikui, Japan.
Kuratiert durch Miki Shimokawa.
Weitere Informationen
Pinakothek der Moderne
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