Urban Nature von Rimini Protokoll

Das Ausstellungsprojekt Urban Nature nimmt sich die Stadtgesellschaft zum Thema. Das Kollektiv Rimini Protokoll stellt die Frage, wie solidarisches Zusammenleben im urbanen Raum der Zukunft aussehen kann. Bis zum 16. Oktober 2022 dient die Kunsthalle Mannheim als Ausstellungsort.

Die Installation fordert zur aktiven Teilnahme auf. Ausgestattet mit Tablets und Kopfhörern begeben sich die Besuchenden in kleinen Gruppen auf einen etwa einstündigen Rundgang. Ihnen begegnen Positionen und Biografien, die sie nicht nur wahrnehmen, sondern in deren Rollen sie schlüpfen. Alle acht Minuten wechselt die Perspektive.

So lädt ein Gefängniswärter in seine Werkstatt ein, in der Häftlinge Klimaanlagen für einen Großkonzern herstellen. Eine alleinerziehende Mutter erzählt, wie sie aus der Grafikdesignbranche ausstieg, um Cannabis in ihrer Wohnung anzubauen. Und die junge Leyla weist darauf hin, dass die von Erwachsenen geschaffene Großstadt zu gefährlich für ihre eigenen Kinder geworden ist. Die darstellenden Personen stammen alle aus Barcelona, wo das Projekt Prämiere feierte.

Die durchaus gegenteiligen Positionen zeigen die Heterogenität paralleler Realitäten innerhalb des urbanen Raums auf. Die immersive Installation eröffnet neue Blickwinkel und lädt zu einem Abgleich mit anderen Perspektiven ein.

Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel gründeten im Jahr 2000 das Theater-Label Rimini Protokoll. In verschiedenen Konstellationen erschaffen sie szenische Installationen, die die Grenzen zwischen Theater und Kunst, zwischen Schauspiel und Ausstellung überschreiten. Ihre interaktiven Werke erfreuen sich längst internationaler Bekanntheit.

© Martí E. Berenguer

Urban Nature ist eine Produktion von Centre de Cultura Contemporània de Barcelona und Rimini Apparat. Mit dem Projekt setzt das Kollektiv sowohl seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Szenografen Dominic Huber als auch seine Kooperation mit dem Nationaltheater Mannheim fort.