Unterirdischer Konzertsaal von Peter Haimerl
Foto: Edward Beierle
Wie eine Höhle aus Granit öffnet sich der Raum. Wände und Decken lösen sich hinter den riesigen kantigen Steinsplittern auf, die wie nach einer Explosion überall verteilt sind. Insgesamt 22 solcher großen Skulpturen gibt es, ihre tetraederförmigen Volumina sind aus bis zu 13 m langen Platten gefertigt und auf einer Unterkonstruktion aus Stahl angebracht, mit der sie an den Betondecken und -wänden des Saals befestigt ist. Der markante kleine, fast private Konzertraum, den der Münchner Architekt Peter Haimerl und sein Team entworfen haben, gleicht in seiner intensiven Atmosphäre einem Bergwerk. Insgesamt 88 Sitze gibt es, und sie sind zu beiden Seiten der 65 m2 großen Bühne verteilt. Durch die akustische Ertüchtigung an den Innenflächen der Granitsplitter entsteht ein Klangerlebnis, das sich gemeinsam mit der Architektur zu einer unverwechselbaren synästhetischen Erfahrung verdichtet.
Haus Marteau
Der Konzertsaal ist gut versteckt unter einem Hügel im Park von Haus Marteau und Teil des Sanierungsprojekts der Münchner Architekten. Die Villa in Lichtenberg im Frankenwald ist nach ihrem Erbauer, dem früheren Geiger Henri Marteau benannt. Die Regierung Oberfranken nutzt die Villa von 1913 als Musikbegegnungsstätte für internationale Nachwuchstalente. Sie werden hier in Meisterkursen in allen Orchesterinstrumenten und Gesang unterrichtet. Entsprechend der Tradition, die Henri Marteau auch schon pflegte, beendet ein kleines Abschlusskonzert die Kurse.
Jagdgeweihe, schwere Teppiche und viele Porträts – unter anderem von Kaiser Wilhelm II – prägen die historischen Innenräume des Hauses. Hier ist alles noch beinahe so geblieben, wie die Erben es hinterlassen haben. Peter Haimerl Architektur ließ den Keller des Hauses um 60 cm absenken, sodass eine neue vollwertige Etage entstand.
Das Gartengeschoss, wie es nun heißt, hat einen eigenen Eingang an der nördlichen Seite der Villa. Die Kantine, Übungssäle und ein Foyer finden hier Platz. Ein langer holzvertäfelter Gang führt die Gäste und Musiker von dort hinunter auf die Südseite in den Konzertsaal. Wie eine Höhle öffnet sich hier der Raum mit seiner kleinen zentralen Bühne und verspricht intensive Musikerlebnisse in Lichtenberg.
Über das Projekt berichten wir in Detail 10.2021.
Weitere Informationen:
Akustikplanung: Müller BBM, München (DE)
Granit: Kusser Granitwerke, Aicha vorm Wald, DE