Von der Waffen- zur Wissensschmiede
Universitätsgebäude in Saint-Etienne von K Architectures
Universitätsgebäude in Saint-Etienne, © Sophie Oddo
Im französischen Saint-Étienne haben K Architectures einen ruinösen Industriebau von 1864 zum Wissens- und Innovationszentrum für die örtliche Universität umgebaut. Les Forges, so der Name des Gebäudes, bildet den östlichen Abschluss der früheren Waffenfabrik, die sich auf 12 ha im Norden der Industriestadt unweit von Lyon erstreckte. 1989 stellte sie ihren Betrieb ein.
Die Fassade der eingeschossigen Aufstockung harmoniert mit der Fassade des Bestandsgebäudes. © Marc Dunile
In viele der übrigen Gebäude sind in den vergangenen Jahren Teile der Universität und Unternehmen der Kreativwirtschaft eingezogen, am Westrand des Areals hat das Architekturbüro LIN im 2009 die „Cité du Design“ errichtet. Dass die Forges so lange auf ihren Umbau warten mussten, hatte seine Gründe: Nach 30-jährigem Leerstand und einem Brand waren von dem 135 m langen Gebäuderiegel nicht mehr viel übrig außer den stark beschädigten Fassaden.
Filigrane Aufstockung
Weil das von der Universität gewünschte Raumprogramm in dem Altbau nicht unterzubringen war, konzipierten die Architekten eine eingeschossige Aufstockung. Mit ihren Fassaden aus Glas und geschosshohen, vorbewitterten Stahllamellen bildet sie einen deutlichen und doch stimmigen Kontrast zu den historischen Mauern aus Ziegeln und hellem Naturstein.
Lichtdurchflutete Innenräume, © Marc Dunile
Das Dach ist nach innen geneigt, um seine Ränder möglichst filigran ausbilden zu können und ein Maximum an Tageslicht ins Obergeschoss zu holen. Ins zweite Obergeschoss, um präzise zu sein – denn in dem scheinbar zweiteiligen Baukörper brachten die Architekten insgesamt drei Etagen unter. Der Fußboden der mittleren liegt auf Höhe des Bogenansatzes der großen Fabrikfenster. Zusätzliches Tageslicht erhält dieses Geschoss über Lichtschächte durch Dachfenster. Auch die notwendige Klimatechnik haben die Architekten ins oberste Geschoss integriert, um die Dachsilhouette nicht durch Aufbauten zu verschandeln.
© Sophie Oddo
Ausgeklügeltes Tageslichtkonzept
Vor der dreigeschossigen Eingangshalle, der sogenannten Agora, erstreckt sich die Stahl- und Glashülle bis hinunter auf Fußbodenniveau. Die Lamellen sind hier teils dichter gesetzt, um den Rhythmus der umliegenden Mauerwerksbögen aufzugreifen. Die Agora ist der zentrale Empfangs- und Verteilerraum im Haus. Zu ihrer Linken liegt die sogenannte D’factory, ein Werkstattbereich mit Hightech-Maschinenpark. Über ein separates Treppenhaus ist daran im ersten Obergeschoss ein Business-Inkubator für Startup-Unternehmen angebunden. Rechts vom Eingang im Erdgeschoss liegen mehrere Arbeitsbereiche für Projektteams. Den größten Teil des ersten Obergeschosses nimmt ein Lernzentrum mit Bibliothek ein. Im zweiten Obergeschoss befinden sich rund 20 Seminarräume.
Architektur: K Architectures
Bauherr: Université Jean Monnet et Épase
Standort: 11 Rue Dr Rémy Annino, 42000 Saint-Étienne (FR)
Tragwerks-, TGA- und Kostenplanung: AIA Life Designers
Akustik: ITAC