Unaufgeregte Dynamik: Europazentrale der Sony Music Group in Berlin
Foto: Philipp Winter
Die Entscheidung der Sony Music Group, von München nach Berlin-Schöneberg in den von Gewers Pudewill Architekten entworfenen Neubau zu ziehen, hatte nicht zuletzt mit den Spuren von David Bowie und Iggy Pop und ihrem Aufenthalt 1976 in Berlin zu tun. Man war auf der Suche nach Eigenständigkeit, Urbanität, Authentizität und Modernität. Mit der neuen Europazentrale an der Ecke Bülowstraße Steinmetzstrasse in Berlin-Schöneberg trifft die Sony Music Group auf ein Umfeld, das die Musikszene der 1970- und 1980er-Jahre maßgeblich prägte.
Die Doppelfassade im Bereich der Bülowstraße dient der schalltechnischen Optimierung des Neubaus, gleichzeitig verleiht sie dem weißen Baukörper eine noch klarere Wirkung. Durch die sensible Abstaffelung des Gebäudekörpers in der Steinmetzstraße hin zu den Wohngebäuden entstehen mehrere großzügige Dachterrassen. Die geschwungene Fassade wird immer wieder durchbrochen von Loggien, die ihr eine besondere Tiefe geben. Die in den Obergeschossen abgerundeten Ecken verleihen dem neuen Headquarter eine unaufgeregte Dynamik, die sich im Gebäudeinneren fortsetzt.
Glamour-Punk
Bodentiefe Fenster im Erdgeschoss geben den Blick frei auf Besprechungsinseln mit runden Deckenleuchten und Tischen sowie hell- und dunkelorangen Stühlen, die von transluzentem Profilglas und wallenden Vorhängen umgeben sind. Die Innenarchitektur wurde vom Studio Karhard, die auch den Berliner Club Berghain gestalteten, entworfen. Das Ergebnis ist eine soundorientierte Arbeitslandschaft mit überraschenden Lösungsansätzen.
„Sony ist ein Entertainment-Konzern und kein kühles Tech-Unternehmen. Allein deshalb finden sich hier sehr viele spielerische, farbige Elemente“, sagt Thomas Karsten, Architekt und Mitgründer des für die Innenausstattung zuständigen Studio Karhard aus Berlin. Stilistisch sind die Räume vom Glamour-Punk der 1970er- und 1980er-Jahre mit viel Stahl, Glas und Glitzer geprägt. Der Besucher trifft auf eine Aura kreativer, glamouröser Lässigkeit, ganz gleich, ob er sich in den Büros, den Konferenzbereichen, im Tonstudio oder in den modernen Musik- und Funktionsräumen bewegt. Im fünften Obergeschoss ist ein repräsentativer Bereich mit großer Dachterrasse und einem schallentkoppelten Musikraum entstanden. Mittendrin ruht ein vier Meter langer Bartresen aus Edelstahl auf zwei runden, keramikbekleideten Pfeilern.
Im Zeichen des Kreises
Das Kreisthema zieht sich etagenübergreifend bis in die Sanitärbereiche durch – von den Waschbecken, Spiegeln und Kleiderhaken bis hin zu Wänden mit runden Mosaikfliesen. Diese erscheinen je nach Bauteil in Farbtönen wie Elfenbein oder Anthrazit, kombiniert mit hell- oder dunkelgrauen Fugen und weißen oder anthrazitfarbenen Sanitärobjekten. Einen besonderen Farbakzent und bewussten Kontrast zum schwarzen Regie- und weißen Aufnahmeraum setzt das zitronengelbe Rundmosaik in den Sanitärräumen im Erdgeschoss. „Die Wahl auf Mosaikfliesen fiel einerseits wegen des Bezugs zu den 1970er-Jahren, in denen diese Art der Keramik sehr populär war,“ sagt Karsten. „Andererseits wären größere Fliesenformate angesichts der vielen gerundeten Wände und der zweifach gekrümmten Ränder der zahlreichen Pflanztröge absolut ungeeignet gewesen.“
Weitere Informationen:
Mosaikfliesen: Agrob Buchtal