Spuren der Vergangenheit
Umbau Historischer Stadtbauernhof in Ingolstadt
Kontemplativer Ort: der Innenhof mit dem dahinter angrenzenden Wirtschaftsbau. © Ralph Feiner
In Ingolstadt hat das Büro Mühlbauer einen Stadtbauernhof aus dem 16. Jahrhundert nach jahrzehntelangen Leerstand saniert. Das denkmalgeschützte Ensemble befindet sich in der historischen Altstadt. In unmittelbarer Nähe liegt der sogenannte Taschenturm. Dabei handelt es sich um eines der drei noch erhaltenen Stadttore, das im Zuge der zweiten Stadterweiterung im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Nach seiner Transformation beherbergt das Ensemble nun vier Wohneinheiten. Drei Wohnungen, davon eine Erdgeschoss- und zwei Maisonettewohnungen mit insgesamt 180 m², befinden sich im ehemaligen Wohnhaus. Eine weitere dreigeschossige Wohnung mit 90 m² wurde im ehemaligen Wirtschaftsbau untergebracht.
Im Innern ist der alte Dachstuhl aufgrund verschiedener Lufträume sichtbar. © Ralph Feiner
Kontemplative Räume
Ein kleiner Innenhof, der von allen Bewohnern genutzt werden kann, dient als verbindendes Element zwischen den einzelnen Gebäudeteilen. Mit seiner reduzierten Gestaltung durch den Schweizer Landschaftsarchitekten Maurus Schifferli kann er vor allem als Ruheoase genutzt werden. Die erhöhte Sitzfläche ist eine Reminiszenz an den ehemaligen Misthaufen und wird von Kletterhortensien und Maulbeerbäumen eingerahmt. Der kontemplative, nahezu sakrale Ansatz findet im Innern seine Fortsetzung. So platzierten die Architekten etwa Betonwände mit handwerklich errichteter Brettschalung in der dreigeschossigen Wohnung des ehemaligen Wirtschaftsbaus.
Der ausgebaute Dachstuhl bietet eine homogene Hülle. © Ralph Feiner
Wie aus einem Guss
Der restaurierte Dachstuhl ist aufgrund diverser Lufträume im Innern ablesbar und wird durch Betonträger und Stützen ergänzt. Dabei erzeugt der Kontrast von rohem Beton und historischer Holzkonstruktion ein stimmiges Ganzes. Der Beton kam auch bei den Brüstungen und der geländerlosen Treppe zum Einsatz, weshalb die Innenräume wie aus einem Guss wirken. Im ausgebauten Dachstuhl mit einer Verkleidung und Böden aus Fichtenholz findet der Gedanke der homogenen Hülle eine konsequente Fortsetzung. Der Koch- und Essbereich im Erdgeschoss ist zum Innenhof ausgerichtet und öffnet sich über eine große zweiflüglige Glastür nach Draußen. So entsteht ein homogenes Ganzes, an dem die Spuren der Vergangenheit ablesbar bleiben.
Architektur: Büro Mühlbauer
Bauherr: Privat
Standort: Ingolstadt (DE)