Wohnen zwischen Raum und Zeit
Umbau einer historischen Scheune im Alzeyer Hügelland
Räumliche und zeitliche Ebenen überlagern sich und erzeugen spannungsvolle Kontraste. © Simone Bossi
In Albisheim, einem Dorf im Alzeyer Hügelland in der Pfalz, haben Piertzovanis Toews eine Scheune saniert und in ein Wohnhaus transformiert. Der Bau ist Teil eines Ensembles aus verschiedenen landwirtschaftlichen Gebäuden, die sich um eine alte Mühle aus dem 18. Jahrhundert gruppieren. Er wurde ursprünglich als Heulager genutzt und setzt sich aus dicken Bruchsteinmauern, einer Fachwerkkonstruktion und Lehmziegeln zusammen. Bei der Umstrukturierung des L-förmigen Grundrisses stellten die Architekten vier verschiedenfarbige Hütten in das Volumen. An den jeweiligen Enden befinden sich die Schlafräume und dazwischen der Wohn- und Essbereich, der auf unterschiedliche Ebenen verteilt ist.
Verschiedenfarbige Hütten zonieren den großen Innenraum. © Simone Bossi
Spielerische Hüttenlandschaft
Der alte Dachstuhl überspannt die kleine Architekturlandschaft und bietet einen angenehmen Kontrast zu den abstrahierten Hütten. Dazu zählt eine Loggia, die von den Architekten als eine Art Glashaus in den offenen Raum gestellt wurde. Zum Einsatz kamen einfache Holzprofile vom Baumarkt mit Nut- und Federverbindung, die gelb gestrichen wurden. Die Loggia dient auch als Eingang ins Gebäude und fungiert als großer Windfang. Hinzu kommen weitere Hütten, die mit verschiedenen Funktionen gefüllt sind. Hier befinden sich etwa die Bäder, WCs, Schrankräume oder die Schlafzimmer. Gleichzeitig nehmen sie eine Treppenlandschaft in sich auf und gliedern den offenen Raum, was durch die Verkleidung aus farbig gebeiztem Sperrholz zusätzlich betont wird.
Die Scheune mit eingestelltem Glashaus als Loggia und Windfang © Simone Bossi
Überlagerung von Raum und Zeit
Aufgrund des Denkmalschutzes war es kaum möglich, neue Öffnungen im Bestand zu platzieren. Für das notwendige Tageslicht sorgt vor allem ein großes Oberlicht, das längsseitig in den Dachstuhl integriert ist. Die konkrete Ausführung wurde bis auf die Heizung und Fenster von den Bauherren in Eigenleistung erbracht. Dazu erstellten die Architekten illustrierte Bauanleitungen, die als Grundlage dienten. So bildet der Prozess die Aneignung der Scheune durch seine neuen Bewohner ab, die das Gebäude Schritt für Schritt transformierten. Das Ergebnis ist eine Architektur, in der sich verschiedene räumliche und zeitlichen Ebenen überlagern und spannungsvolle Kontraste erzeugen.
Architektur: Piertzovanis Toews
Bauherr: Privat
Standort: Albisheim (DE)