Trends vom Salone del Mobile 2023

Die 61. Ausgabe des Salone del Mobile liegt hinter uns und mit knapp 308 000 Besuchern war der Andrang um 15 % größer als 2022. Die Messe in Mailand ist also zurück auf der internationalen Bühne und die schwierigen Jahre der Pandemie überwunden! Wir haben unsere Entdeckungen aus Mailand für Sie gesammelt – hier ein erster Eindruck.

Raum und Funktion

Das neue modulare Sofasystem Ralik von Arper, entworfen von Ichiro Iwasaki ist eine flexible Raumlösungen für den Privat- und Objektbereich. Die Kollektion umfasst sechs Sitzmodule, die miteinander kombiniert oder einzeln verwendet werden können. Charakteristisch für die Ralik-Linie sind die L-förmigen Beine aus recyceltem Polypropylen in einer breiten Farbpalette und die Bezüge aus nachhaltigen Materialien.

Fantoni und UNStudio untersuchen, wie hybride Zusammenarbeit unser Büro verändert und stellen dazu die modulare Möbelserie Panorama vor. Diese Kollektion umfasst Sitzmöbel, Arbeitstische, Raumteiler und Telefonkabinen, die speziell für die Nutzung in Büroumgebungen mit hybrider Zusammenarbeit entwickelt wurden. Die Möbel bestehen aus 100 % recyceltem Holzabfall.

Zickzack auf USM

Während der Design Week wurde das Brera-Viertel zum Hot Spot für neue Trends. Die Schwarz-Weiß-Muster der ausgestellten Systemregale vor und im Mailänder Fahrradladen Rossignol fielen auf. Der Schweizer Systemmöbelhersteller USM präsentierte die limitierte Edition mit Mustern von Claudia Comte im markanten Zickzack-Motiv.

Wellness in der Pinacoteca Brera

Grohe Spa, die Wellnesslinie des Düsseldorfer Unternehmens Grohe, hatte den großen Innenhof der Pinacoteca di Brera für sich reserviert. Die zentrale Installation sah ein riesiges Becken mit einer Statue in der Mitte vor. Die vier begehbaren Kuben mit spiegelnder Oberfläche waren aufgrund ihrer Architektur und Reflektionen fast unsichtbar. Jeder Kubus repräsentierte ein Produktthema wie individualisierte 3D-gedruckte Armaturen, Materialien und Oberflächen sowie Licht-, Ton-, Dampf- und Duftthemen.

Lichtzyklen

Der Münchner Leuchtenhersteller Occhio präsentierte seine Produkte unter dem Motto New Horizons im Showroom im Garten der Villa Necchi Campiglio. In einem dunklen, verspiegelten Raum wurden die Neuheiten wie die Leuchte Luna einzeln in einem inszenierten Zyklus von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang beleuchtet. Ein magisches Erlebnis – in beeindruckendem Setting.

Leuchte Luna von Occhio, © Occhio

Zirkularität

Kann ein Teppich, der aus recycelten Kunststoffabfällen hergestellt wird, eine ähnliche Textur wie Naturseide haben? Eine Antwort liefert Object Carpet mit der Serie Mediterraneo, die zusammen mit Matteo Thun & Antonio Rodriguez entwickelt wurde. Diese Teppichkollektion für Innen- und Außenbereiche wird aus wiederverwerteten Polyester-Abfällen hergestellt, sieht dabei aus wie Rattan und fühlt sich an wie Naturseide.

© Rodi Talco

Wiederverwendbare Teppichfliese

Tarkett präsentierte die Desso & Patricia Urquiola-Kollektion in Mailand. Sie ist zu 100 % recycelbar und so konzipiert, dass die einzelnen Komponenten leicht als Rohmaterial für neue Teppichfliesen wiederverwendet werden können.

Die neue Desso & Patricia Urquiola-Kollektion von Tarkett. © Tarkett

Geometrische Handarbeit

Textile Origami Sitzmöbel Coco für den Innen- und Außenbereich präsentierte Ames mit Mut Design. Der textile Überzug wird aus gefärbten Acrylgarnen gefertigt, welche in der Region Bolívar im Norden Kolumbiens gewebt werden. In einem aufwändigen Prozess werden die vier Grundfarben mit jeweils fünf Fäden, die von hellen bis zu leuchtenden Nuancen reichen, mit ausgewählten Garnen in Kontrasttönen durchzogen.

Modulare Sitzmöbelkollektion Coco von Ames. © Angel Segura

Materialität und Denkanstöße abseits der Messe

Das Kontrastprogramm zum Salone del Mobile liefert die Designplattform Alcova vom Kuratorenteam Space Caviar. Das Design, dem man dort begegnet, ist in der Regel weniger kommerziell und legt den Fokus auf Designprozesse. Das Thema Materialität war – nicht nur bei Alcova – omnipräsent, etwa bei der Materialbibliothek Habitarematerials, die von Nemo Architects kuratiert war. Oder in der Präsentation der Rechercheplattform Atelier Luma Arles, welche die Verwendung und Verarbeitung von lokalen Materialien fördert.

Die Designplattform Alcova fand zum fünften Mal statt und dieses Mal in einem ehemaligen Schlachthaus bei der Porta Vittoria. © Agnes Ebedini, Piercarlo Quecchia

Die Wegwerf- und Konsumkultur stand auf dem Prüfstand beim diesjährigen Salone del Mobile – und bei den Präsentationen in der Stadt. Recyclebare Materialien, CO2-Neutralität und die sortenreine Fügung von Elementen bestimmen wie in der Architektur auch die Trends im Design. Wohin uns das noch führen wird, bleibt offen. Ganz sicher aber ist, dass sich diese Entwicklung zu Strategien der Nachhaltigkeit bei den meisten Herstellern für den Interiors-Bereich noch verfestigen wird.