Wohnhaus als Holz-Beton-Hybrid
Top-Up in Amsterdam von Frantzen et al
Gesamtansicht Top-Up und Patch 22:. Beide Gebäude stammen von Frantzen et al. © Isabel Nabuurs
Top-Up ist der Nachbar des mit dem Green Good Design Award ausgezeichneten Wohnturms Patch 22. Beide Wohntürme, der neue wie auch der vier Jahre ältere, stammen aus der Feder von Frantzen et al Architecten und stehen in Buiksloterham, einem früheren Industriehafen und heutigen In-Viertel im Norden von Amsterdam. Sie haben viele Gemeinsamkeiten, etwa in Material- und Farbgebung sowie den Anspruch, klimagerecht zu sein.
Top-Up Loggia, © Isabel Nabuurs
Stützenfreie, offene Grundrisse
Wie schon der Vorgängerbau basiert auch Top-Up auf einer Holz-Beton-Hybridkonstruktion. Diese lässt sich nach Angaben der Architekten komplett zurückbauen, ihre Bauteile können wiederverwendet werden. Die Geschossebenen sind größtenteils stützenfrei und von den zukünftigen Bewohnern frei gestalt- und umbaubar.
Eine kleeblattförmige Struktur aus runden Betonwänden bildet den Sockel von Top-Up. Es handelt sich hierbei um das Relikt eines Kabellagers der ehemaligen niederländischen Telefongesellschaft PTT. Im Zuge des Neubaus wurden die Betonmauern zum Teil aufgebrochen und die Öffnungen verglast. Die Tragstruktur der darüberliegenden sieben Ebenen basiert auf einem modifizierten, demontierbaren CD20-Fertigbaubausystem aus Beton-Fertigteilböden und Brettschichtholzstützen. Alle Installationsleitungen liegen innerhalb der Doppelböden und werden im Gebäudekern zusammengeführt.
Die Fassade besteht aus einer hölzernen Pfosten-Riegel-Konstruktion. © Isabel Nabuurs
Die Fassade, eine hölzerne Pfosten-Riegel-Konstruktion, zeichnet sich durch seine dreidimensionale Gestaltung aus, indem sie sich geschossweise nach außen neigt. Nach Nordosten und Südwesten ist sie gleichzeitig auch der Raumabschluss. Zu den anderen Seiten bleibt die Fassade offen; zwischen gläserner Hülle und äußerer Tragstruktur findet sich so Raum für langgestreckte, trapezförmige Loggien. Diese dienen unter anderem als Wärmepuffer.
Zwischen gläserner Hülle und äußerer Tragstruktur findet sich Raum für langgestreckte, trapezförmige Loggien. © Isabel Nabuurs
Vorfertigung und Klimabilanz
Das CD20-System besteht normalerweise aus vorgefertigten, trocken und zerlegbar miteinander verbundenen Betondecken und -stützen. Bei Top-Up ersetze man die Betonstützen durch Stützen aus Brettschichtholz – dies, ohne die Endmontagemethode des Systems zu ändern. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads dauerte die wind- und wasserdichte Errichtung des siebengeschossigen Tragwerks nur 24 Arbeitstage. Das Fundament und mit ihm die 110 vorhandenen Gründungspfähle wurden wiederverwendet. Der Erhalt des Bestands, die Nutzung von Regenwasser und Sonnenenergie durch 129 Solarpaneele auf dem Dach sowie das ausgeklügelte Energiekonzept und die Verwendung von CO2-speicherndem und kreislauffähigen Materialien tragen zu einer sehr guten Klimabilanz des Gebäudes bei. Sein nach dem niederländischen Energielabel EPC für Wohngebäude bemessene Effizienzwert von 0,2 liegt deutlich über dem 2020er-Standard von 0,4.
Architektur: FRANTZEN et al architecten BV
Team: Tom Frantzen, Karel van Eijken
Bauherr: Lemniskade projecten BV
Standort: Amsterdam (NL)
Tragwerksplanung: Pieters Bouwtechniek
Mitwirkende Architekten: VDNDP
Baumanagement: H2O Bouwmanagement en installatieadvies