Tor zur Unterwelt
Tierkrematorium von Petr Hájek Architekti
Hinter einem mit spiegelnden Elementen bekleideten Eingang verbirgt sich ein ehemaliger Bunker, in dem sich das Tierkrematorium „Ewige Jagdgründe“ befindet. © Ben Markel
Auf einem ehemals militärisch zur Flugabwehr genutzten Areal rund 25 km nordwestlich von Prag, findet sich ein Ort, der dem Abschied von geliebten Vierbeinern vorbehalten ist. Das Tierkrematorium „Ewige Jagdgründe“ besetzt eine Art Bunker, der weitgehend unterirdisch angelegt wurde. Zugänglich ist er nur von einer Seite – flankiert von zwei mächtigen abgetreppten Stützmauern, zwischen denen die Gäste ein bedeutsames Portal erwartet.
Den Eingang flankieren zwei mächtige abgetreppte Stützmauern. © Radek Úlehla
Fassade aus spiegelnden Hexagonen
Statt auf ein Tor blicken die Trauernden nach dem Umbau durch Petr Hájek Architekti allerdings auf eine 6 m hohe und 11 m breite Fassade aus spiegelnden Hexagonen. Den Abschied aus der Welt übersetzt die Fassade in ein poetisches Bild der Auflösung, oder auch Vereinigung mit der Natur.
Die dazugehörige Wand aus Betonsteinen wurde mit etwas Abstand vor den Bestand gesetzt. Nach oben hin entstand dadurch ein Spalt, den das Planungsteam innen als Oberlicht gestalten ließ. Die einzelnen Elemente aus metallbeschichtetem Polycarbonat sind mit leicht versetzten Neigungen händisch verklebt, sodass die Reflexion eher an den Blick in ein Kaleidoskop als an ein Spiegelbild erinnert.
Die Innenräume sind nüchtern gestaltet. © Ben Markel
Innenraum des Tierkrematoriums
Der Bestand hinter der Spiegelwand ist zweigeteilt: Linkerhand ist der moderne Krematoriumsofen in einem nüchternen, roh gestalteten Raum untergebracht. Erschlossen wird dieser über ein großes, weitgehend unsichtbares Drehtor in der Fassade. Der für die Trauernden zugängliche rechte Teil lässt sich über eine Tür in der Stützwand erreichen. Schlichte Flure führen in ein Foyer, an das ein Andachtsraum anschließt. Eine Lichtdecke, einfaches Mobiliar aus Schichtholz und eine hohe Flügeltür mit geschmiedeten Drückern verwandeln den Raum in eine kleine Kapelle.
Eine hohe Flügeltür führt ins Innere des Andachtsraumes. © Tomas Vocelka
Der Andachtsraum gleicht einer kleinen Kapelle. © Martin Chum
Nicht nur die poetische Annäherung an die Themen des Abschieds, des Übergangs und Neubeginns, auch der virtuose Umgang mit dem geringen Budget sind bei dem Bau bemerkenswert. Für viele Menschen ist der Tod eines Haustiers ein Schock, der nach einer angemessenen Aufarbeitung verlangt. Mit dem Tierkrematorium in Prag lässt sich ein gewisser Trost darin finden, dass das geliebte Wesen gefühlt in die Natur zurückkehrt – und von ihr würdig aufgenommen wird.
Architekten: Petr Hájek Architekti
Bauherr: Věčná loviště, Drnov
Fertigstellung: 2021
Standort: Drnov 61, Žižice 274 01, Tschechische Republik
Projektbeteiligte: Petr Hájek, Martin Stoss, Cornelia Klien (Projektteam Architekten), 1PS, Prag (Konstruktion)