Naturmaterialien für die Sinne
Therapeutische Werkstätten von Tolila + Gilliland
Holzschindeln zieren die Fassade des neuen Gebäudes für therapeutische Werkstätten auf dem Campus des Gilbert-Raby-Krankenhauses. © Cyrille Weiner
Das französische Architekturbüro Tolila + Gilliland hat auf dem Campus des Gilbert-Raby-Krankenhauses in Meulan-en-Yvelines ein neues Gebäude für therapeutische Werkstätten sowie eine Tagesklinik für Suchtkranke geschaffen. Die Werkstätten umfassen eine Reihe von Ateliers wie Keramikwerkstätten, Schreiblabors, Holzwerkstätten und Handwerksräume. Eine Apotheke und eine Wäscherei vervollständigen das Programm.
Die therapeutischen Werkstätten bieten verschiedene Ateliers für handwerkliche Tätigkeiten. © Cyrille Weiner
Bauen für die Gesundheit
Besonders wichtig war bei diesem Neubau, dass der gesamte Bauprozess – von der Bauphase bis zum fertigen Raum – zum Konzept des Wohlbefindens beiträgt. Die Prinzipien des passiven Designs werden in Verbindung mit neuen, auf Kohlenstoff basierenden Anwendungen von Bio- und Geomaterialien angewandt. So sind Räume entstanden, die die drei Sinne Berührung, Klang und Geruch ansprechen.
Bioklimatisch bauen
Das in den Hang gebaute Volumen steht auf einem Stahlbetonsockel. Die Konstruktion aus Holz, Lehmputz, gepressten Erdziegeln sowie eine Isolierung aus Holzfasern und Kork tragen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes bei. Die einzelnen Räumlichkeiten sind um eine bioklimatische Innenstraße herum organisiert. Es handelt sich hierbei um einen unbeheizten, natürlich belüfteten Übergangsraum zwischen dem Außen- und Innenbereich, der die Temperaturen und den Übergang zwischen dem umliegenden Park und der südlich gelegenen Seine vermittelt. Öffnungen auf dem Dach und an der Fassade ermöglichen eine Regulierung der Temperaturen im Winter und im Sommer.
Die einzelnen Räumlichkeiten sind um eine bioklimatische Innenstraße herum organisiert. © Cyrille Weiner
Zukünftige Reversibilität
Die modular angelegten Räume können im Laufe der Zeit den Nutzungsbedingungen angepasst werden. Für die Umsetzung fiel die Wahl der Architekten auf ein Holzpfostensystem mit Ausfachungswänden. Gepresste Erdziegel werden als Ausfachung zwischen den primären Holzstrukturelementen verwendet, die eine große thermische Trägheit sowie ein Mittel zur Feuchtigkeitsregulierung bieten und somit den Komfort verbessern.
Gepresste Erdziegel werden als Ausfachung zwischen den Holzstrukturelementen verwendet. © Cyrille Weiner
Naturbaustoffe bestimmen die Konstruktion des Gebäudes. © Cyrille Weiner
Bauen mit roher Erde
Tolila + Gilliland wählen bei ihren Projekten Materialien nach ihrem architektonischen, technischen und ökologischen Interesse aus. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch, wie die Materialien auf die Sinne wirken, also deren Textur, Oberflächenbeschaffenheit, Glanz oder Geruch. Bei den therapeutischen Werkstätten fokussierten sich die Architekten auf Roherde in Form von Lehmputz und gepressten Lehmziegeln. Die gepressten Erdziegel, auch Compressed Earth Bricks genannt, werden nicht mit Zement stabilisiert, behalten dadurch ihre physikalischen Eigenschaften als natürliches Material und sind zu 100 % wiederverwertbar.
Architektur: Tolila+Gilliland
Bauherr: Fondation l’Elan Retrouvé
Standort: 2 Avenue du Maréchal Joffre, 78000 Meulan-en-Yvelines (FR)
Umweltplanung: 180° ingénierie
Energieplanung: Mizrahi
Holzbau: Sylva conseil
Landschaftsgestaltung: Troisième paysage