Ausstellung in München
The Gift – Großzügigkeit und Gewalt in der Architektur
Blick in die Ausstellung The Gift im Architekturmuseum der TUM, © Betina Albrecht
Die aktuelle Ausstellung des Architekturmuseums der Technischen Universität München (TUM) in der Pinakothek der Moderne behandelt das Thema der geschenkten Architektur und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Großzügigkeit und einer Gewalt, die dadurch resultieren kann. Architektonische Schenkungen sind weltweit präsent, sei es durch Philanthropen, die Museen und Bibliotheken unterstützen, humanitäre Organisationen, die Notunterkünfte bereitstellen, oder Entwicklungshilfegelder, die landwirtschaftliche Betriebe fördern. Diese großzügigen Gesten sind global verbreitet, jedoch entsteht oft ein Gefühl der Verpflichtung, das sorgfältig ausgehandelt werden muss.
Schautafeln, Pläne und Modelle zeigen Fallstudien aus vier Kontinenten. © Betina Albrecht
Vier Fallstudien
Die Ausstellung erstreckt sich über drei Räume und nutzt Schautafeln, Pläne, Luftaufnahmen, Modelle und persönliche Interviews, um Besucher:innen eine sozialkritische Diskussion näherzubringen. Im Mittelpunkt stehen Fallstudien aus vier Kontinenten, die Geschichten über die wohltätige und gewalttätige Dynamik des Schenkens erzählen. Die Auswahl der Fallstudien ist in Zusammenarbeit mit lokalen Forscher:innen und Gemeinschaften entstanden.
Humanitäre Geschenke – Skopje
Die Stadt Skopje in Nordmazedonien wurde nach einem schweren Erdbeben im Jahr 1963 unter der Leitung der Uno wiederaufgebaut. Anhand dieses Beispiels für humanitäre Hilfe wird die Frage beleuchtet, wer Jahre nach der Errichtung die Gebäude unterhält.
Beleuchtung humanitärer Geschenke am Fallbeispiel Skopje in Nordmazedonien, © Betina Albrecht
Geschenkter Boden – Kumasi
Kumasi ist die zweitgrößte Stadt in Ghana, Westafrika, und war über 200 Jahre lang die Hauptstadt des Asante-Reiches. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft entwickelte sich Kumasi zu einem Bildungszentrum. Die Universität für Wissenschaft und Technik, die noch heute besteht, wurde auf einem Grundstück errichtet, welches ein Geschenk des Asante-Königs war. Die Bedeutung der Universität und des Geländes für die Bevölkerung wird in der Ausstellung in den Mittelpunkt der Geschichte Kumasis gestellt.
Schautafeln zu den architektonischen Schenkungen, © Betina Albrecht
Diplomatische Geschenke - Ulaanbaatar
Vor 100 Jahren bestand die Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatar, ausschließlich aus Jurten. In der Folgezeit wurde die Stadt von der Sowjetunion, China und anderen sozialistischen Ländern aufgerüstet. Neue Gebäude veränderten das Stadtbild. Es stellt sich die Frage, wem diese Gebäude heute gehören und wer als Geber und Empfänger dieser architektonischen Geschenke fungiert.
Audiovisuelle Stationen ergänzen die Präsentation. © Betina Albrecht
Philanthropische Geschenke – East Palo Alto
East Palo Alto im Silicon Valley in den USA ist ein Paradebeispiel für philanthropische Geschenke. Früher galt der Ort als erschwinglich, doch seitdem Tech-Unternehmen wie Apple, Microsoft oder Meta dort ihren Sitz haben, hat sich dies drastisch geändert. Durch die Entstehung neuer Arbeitsplätzeund vor allem durch Investitionen der ansässigen Unternehmen in die Infrastruktur und Lebensqualität der Stadt, konnte sich der Staat immer mehr zurückziehen und den philanthropischen Stiftern die Ausführung ihrer Interessen und Macht überlassen.
Geschenkte Gebäude und ihre Geschichten, © Betina Albrecht
Abschließend wird Deutschland und dessen architektonische Schenkungen betrachtet. Die Ausstellung gewährt Besucher:innen fesselnde Einblicke in die komplexen Prozesse des Aushandelns, die mit architektonischen Schenkungen verbunden sind. Internationale Beispiele und sorgfältig ausgearbeitete Fallstudien regen dazu an, über die tiefgreifenden sozialen Auswirkungen dieser Gesten nachzudenken.
Ausstellung: The Gift. Großzügigkeit und Gewalt in der Architektur
Ausstellungsort: Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 80333 München (DE)
Ausstellungsdauer: 29. Februar bis 8. September 2024
Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch 10–18 Uhr; Donnerstag 10–20 Uhr; Freitag bis Sonntag 10–18 Uhr; Montag geschlossen
Kurator:innen: Damjan Kokalevski, Lukasz Stanek
Ausstellungsdesign und Forschung zu deutschen Fallstudien: Andjelka Badnjar Gojnić
Partner: University of Michigan in Ann Arbor, USA
Weitere Informationen: pinakothek-der-moderne.de