Dachgeschoss wird Start-up-Inkubator
Sustainable Workspaces in London von Material Works Architecture
Die Sustainable Workplaces erstrecken sich über 3600 m² im Dachgeschoss der County Hall, einst Sitz der Londoner Regionalregierung. © Fred Howarth
Fast jeder London-Besucher hat das Gebäude schon einmal gesehen, die wenigsten werden sich daran erinnern: Die County Hall liegt schräg gegenüber der Londoner Houses of Parliament am rechten Themseufer. 64 Jahre lang diente sie als Sitz der Londoner Regionalregierung. Nachdem die Regierung Thatcher diese 1986 aufgelöst hatte, stand die Immobilie zunächst leer und ging dann an einen japanischen Investor, der sie zu Hotels und Mietbüros umfunktionierte.
So wenig wie nötig neu bauen lautete das oberste Prinzip von Material Works Architecture. © Fred Howarth
Inkubator für Startup-Unternehmen
Im fünften Obergeschoss, unter dem hohen Dach der City Hall, gab es jedoch noch eine rund 3600 m² große Fläche, die seit den 1980er-Jahren unberührt geblieben war. Hier hat sich nun Sustainable Workspaces, Teil einer auf die Förderung von Start-ups spezialisierten Firmengruppe, eingemietet und dort Arbeitsräume für Jungunternehmer eingerichtet. Der Name ist Programm – Ressourceneinsparung und ein minimaler CO2-Fußabdruck wurden beim Innenausbau großgeschrieben.
Minimale Eingriffstiefe
Das Raumprogramm der Sustainable Workspaces umfasst Büros, Veranstaltungs- und Workshopbereiche, ein Café und Pausenzonen. Sanierung ist fast ein zu großes Wort für das, was Material Works mit dem Dachgeschoss anstellten. Eher schon bildet die sichtlich gealterte und an vielen Stellen schadhafte Bestandsstruktur so etwas wie eine kontrastierende Hintergrundfolie für die neuen Interventionen.
Anstelle von Standard-Gipskartonwänden zoniert ein modulares Trennwandsystem mit Sperrholzoberflächen die Räume. © Jim Stephenson
Modulares Trennwandsystem
Fünf Prinzipien leiteten den Entwurf von Material Works: eine geringstmögliche Eingriffstiefe, reversible Einbauten, wiederverwendete Möbel und Beschläge sowie Materialien mit geringem CO2-Fußabdruck und wenn möglich, natürlicher Herkunft. Auf Standard-Gipskartonwände verzichteten die Architekten zugunsten eines modularen Trennwandsystems mit Sperrholzbeplankung.
Neben Arbeitsplätzen umfasst das Raumprogramm auch Workshop- und größere Veranstaltungsräume. © Fred Howarth
Wiederverwendete & nachwachsende Materialien
Die Möbel, Leuchten, WCs und Innentüren haben größtenteils schon ein Produktleben hinter sich. Die neu verbauten Materialien stammen teils aus kuriosen Quellen: Die Plattenmaterialien enthalten wiederverwendete Kaffee- und Gemüseabfälle, Recyclingpapier, zerkleinerte Kunststoff- und Bauabfälle, den Schall dämpfen Baffeln aus Pilzmyzel. Vieles andere wiederum blieb einfach erhalten – etwa das ursprüngliche Fischgrätparkett in den meisten Räumen.
Der größte Teil der Arbeitsplätze wurde als Open Space eingerichtet. Hinter Trennwänden befinden sich Telefonkabinen und Besprechungsräume. © Fred Howarth
Über 1000 Tonnen CO2 vermieden
Das Ergebnis dieser Mühen kann sich sehen lassen – nicht nur optisch: Über den gesamten Lebenszyklus hinweg rechnen Material Works mit einer Einsparung von rund 1150 t CO2-Äquivalenten, verglichen mit dem Standard-Innenausbau eines gleich großen Büros.
Mehr dazu in Detail 9.2024 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur: Material Works Architecture
Bauherr: Sustainable Workspaces
Standort: County Hall, Belvedere Rd, London SE1 7GP (GB)
TGA-Planung: Taylor Project Services
Projektsteuerung: Quarts Project Services
Bauunternehmen: Cast Interiors