Studieren im Termitenhügel: Startup Lions Campus von Kéré Architecture
Foto: Kinan Deeb (Kéré Architecture)
Wer schon einmal in Afrika war, dem sind sicher die beeindruckenden Termitenhügel in Erinnerung geblieben. Bis zu sieben Meter ragen die Konstruktionen aus roter Erde und zerkautem Pflanzenmaterial, die eine enorme Festigkeit erreichen, in die Höhe. Als Bindemittel dienen Speichel und Kot ihrer Bewohner, welche in millionenfacher Anzahl darin leben.
Landmarke in der Umgebung
Wie Termitenhügel ragen auch die Lüftungstürme des Lions Campus am Ufer des Turkana-Sees in Kenia in den Himmel und bilden eine Landmarke in der Umgebung. Durch ihren Kamineffekt kühlen sie die Hauptarbeitsräume des Campus für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) auf natürliche Weise. Warme Luft zieht nach oben, während Frischluft im unteren Teil des Gebäudes durch Öffnungen zugeführt wird. Dieses einfache System trotzt den hohen Temperaturen der Region und mindert zudem die Entwicklung von Staub, der schädlich für die IT-Geräte wäre.
Campus aus lokalem Bruchstein
Der komplette Campus ist aus lokalem Bruchstein gebaut und verputzt. Die Auswahl von Materialien und Bautechniken richtete sich nach ökologischen Aspekten, geringen Kosten und der Verfügbarkeit des Baumaterials vor Ort. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und deren Fachwissen waren für diesen Entscheidungsprozess von entscheidender Bedeutung. Das Projekt soll eine Antwort auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in der Region liefern, indem es hochqualifizierte Schulungen und Zugang zu internationalen Arbeitsmöglichkeiten bietet. Es soll jungen Unternehmern berufliche Perspektiven öffnen, ohne dass sie ihren Herkunftsort verlassen müssen. Der Campus wird 100 neue Arbeitsplätze bieten und soll ein Zeichen setzen für zukünftiges vernetztes Arbeiten auch von abgelegenen Orten aus.
Die landschaftliche Schönheit des Standorts und die Morphologie des Campusgeländes machen das Projekt einzigartig. Es ist auf zwei Ebenen gebaut, die dem natürlichen Gefälle folgen. Auf ausgedehnten Dachterrassen bieten sich weite Blicke über den Turkana-See. Schattenspendende Pflanzen kühlen diese Begegnungsräume im Freien, die auch Gelegenheit für den informellen Austausch von Ideen bieten.