Nachverdichtung im Ortskern
Strohballenhaus bei Heilbronn von Atelier Kaiser Shen
Strohballenhaus, © Brigida Gonzalez
Aus nachwachsenden Rohstoffen gebaut, flexibel unterteilbar und mit Plusenergiestandard: Das Doppelhaus in Pfaffenhofen zieht in puncto Nachhaltigkeit (fast) alle Register.
Der Baukörper ruht im Erdgeschoss auf einem großen Betonkreuz und vier Eckstützen. © Brigida Gonzalez
Am Beginn der Planung stand die Idee, Strohballen kombiniert mit Lehmputz als thermische Hülle für das gesamte Gebäude zu verwenden – einschließlich des Dachs und der Bodenplatte. Diese Ambition endet normalerweise bei den erdberührenden Bauteilen, weil Holz, Lehm und Stroh hier aufwändig vor Bodenfeuchte und Spritzwasser geschützt werden müssten. Daher hob das Planungsteam den Baukörper einfach um eine Etage an.
Raumkonzept
Im Erdgeschoss ruht er nun lediglich auf einem großen Betonkreuz und vier Eckstützen, zwei einläufige Treppen führen hinauf in die beiden Wohneinheiten. Diese sind in den Obergeschossen so miteinander verschränkt, dass jede Wohnung sich zu allen vier Himmelsrichtungen öffnet. Die Räume sind mit einer Kantenlänge von rund 4 x 4 m nahezu quadratisch und – mit Ausnahme der Bäder und WCs – nutzungsneutral.
Große Fenster bringen Tageslicht ins Dachgeschoss. © Brigida Gonzalez
In der ersten Etage reihen sich die Räume in Gebäudelängsrichtung zu zwei Enfiladen auf, im Dachgeschoss ist das Haus quer geteilt und die Zimmer U-förmig um den oberen Treppenabsatz herum gruppiert. Mit Ausnahme der beiden Balkontüren haben alle Fenster im Obergeschoss das gleiche Format. Das Dachgeschoss erhält Tageslicht durch zwei breite Oberlichtstreifen dicht über dem Kniestock. Prinzipiell ließen sich die beiden Maisonettewohnungen auch geschossweise teilen. Die internen Treppen würden dann zu Treppenhäusern, die Zimmertüren an den Treppenabsätzen zu Wohnungstüren.
In dieser Wohnung sind Fichtenholz und Lehmputz weiß pigmentiert. © Brigida Gonzalez
Subtile Variationen in Farbe und Material
Die Wohnungen sind zwar perfekt symmetrisch, unterscheiden sich aber durch subtile Materialvariationen: In der zur Dorfmitte gerichteten Wohneinheit wurden Fichtenholz und Lehmputz weiß pigmentiert, in der anderen naturbelassen. Auch die Brettbreiten der Fassadenschalung variieren je nach Wohnung ganz leicht. Die etwas irritierende Leere im Erdgeschoss soll den Bewohnern Raum bieten zur flexiblen Aneignung, aber auch Reserven für den späteren Ausbau. In einem der vier Quadranten hat der Hausherr bereits eine Einliegerwohnung realisiert. Weitere Nutzungen – etwa ein Wintergarten - können folgen.
© Brigida Gonzalez
© Brigida Gonzalez
Effizienzhaus-Plus-Standard
Zum Betrieb des Hauses dient überwiegend der Strom des eigenen Daches. Die Photovoltaik-Anlage bildet gleichzeitig die wasserführende Schicht der Dachkonstruktion und soll rund 6000 kWh mehr Energie liefern, als die Bewohner einschließlich Haushaltsstrom verbrauchen. Geheizt und gekühlt wird mit einer reversiblen Wärmepumpe. Durch den negativen Jahresenergiebedarf erfüllt das Haus Hoinka den Standard KfW-Effizienzhaus 40 plus. Ob die Energieprognosen auch eintreffen, wollen die Bauherren mit einem einjährigen Monitoring überprüfen.
Architektur: Atelier Kaiser Shen
Bauherr: privat
Standort: Keltergasse 5, 74397 Pfaffenhofen (DE)
Tragwerksplanung: F2K Ingenieure
Bauphysik: Hoinka
TGA-Planung: Energa-plan
Brandschutz: Etgenium
Schallschutz: Planungsgruppe Kuhn