Holz-Hybridbau
Stream Building in Paris von Philippe Chiambaretta
Die Nutzungsvielfalt aus Büros, Hotel, Supermärkten und Restaurants lässt sich hinter der scharf profilierten Metallfassade nur erahnen. © Salem Mostefaoui
Mit seinem breiten Nutzungsmix, der Holz-Hybridstruktur und einem produktiven Dachgarten adressiert der Neubau des Architekturbüros PCA-Stream viele Zukunftsthemen auf einmal.
Prominenter Nachbar: Das Stream Building liegt genau gegenüber von Renzo Pianos Tribunal de Paris unweit des Boulevard Périphérique. © Jean-Philippe Mesguen
Hervorgegangen ist das Stream Building im Neubauquartier Clichy-Batignolles aus dem Ideenwettbewerb Réinventer Paris, den die französische Metropole 2016 ausgelobt hatte. Auf 23 Baugrundstücke konnten sich interdisziplinär besetzte Planungsteams dabei bewerben. Für den Standort direkt gegenüber von Renzo Pianos Tribunal de Paris hatte das Konsortium aus Philippe Chiambarettas Büro PCA-Stream und den Immobilienentwicklern Convivio und Hines die Nase vorn.
Hotel, Büros und Läden unter einem Dach
Schon damals zielte der Entwurf darauf ab, einen möglichst breiten Nutzerkreis in einem reversibel konstruierten Gebäude aus Holz zusammenzubringen, das Biodiversität und Kreislaufwirtschaft fördert. Ins Erdgeschoss und das Untergeschoss sind unter anderem zwei Lebensmittelmärkte, eine Mikrobrauerei, ein Sandwichladen und eine Salatbar eingezogen. Darüber folgen fünf Büroetagen, die ein Cloud-Computing-Anbieter angemietet hat.
Die regelmäßige Rasterfassade bildet das Tragskelett des Gebäudes aus Holz und Beton nach außen ab. © Olivier Ouadah
100 m² Büros stehen darüber hinaus Organisationen aus der Nachbarschaft als Coworking-Flächen zur Verfügung. Sie werden von der Stadt Paris verwaltet. Die drei obersten Etagen nutzt derzeit die niederländische Hotelkette Zoku, die ihren Gästen eine Kombination aus klassischem Hotelzimmer und Home-Office vermietet.
Innenraum © Salem Mostefaoui
In vielen Bereichen gelang es den Architekten, die Stützen und Träger aus Holz offen zu zeigen. © Jean-Philippe Mesguen
Skelettbau begünstigt Umnutzungen
All diese Nutzungen können sich künftig ändern; die Gebäudestruktur ist darauf ausgelegt: Sie basiert auf einem einheitlichen Tragskelett aus viel Holz und wenig Beton. In den unteren sechs Geschossen liegen Holz-Beton-Hybriddecken auf Holzstützen auf. Ausgesteift wird das Ganze durch zwei Treppenhauskerne aus Beton. In den oberen drei Etagen bestehen auch die Decken komplett aus Brettsperrholz.
Nachts illuminiert ein Kunstwerk von Pablo Valbuena das Holzgerüst am Nordende des Stream Building mit dynamischen Lichtszenerien. © Pablo Valbuena
Produktiver Dachgarten
Die regelmäßig gerasterte, scharf profilierte Metallfassade bildet die Skelettstruktur auch nach außen ab. Einen besonderen Blick verdienen die beiden Stirnseiten des Gebäudes und das Dach: Im Süden ranken sich Hopfenpflanzen in einer Art vertikalem Garten an der Fassade empor. Sie liefern das Rohmaterial für die Mikrobrauerei im Haus. Auf der Nordseite endet das Stream Building mit einem offenen Holzgerüst, das der Künstler Pablo Valbuena mit einer dynamischen Lichtinstallation bespielt. Auf dem Dach kombinierten die Architekten 385 m² Photovoltaikmodule, die rund 10 % des Strombedarfs im Gebäude decken, mit einem 300 m² großen Dachgarten. Dieser wiederum soll die Restaurants im Haus mit frischem Salat und Gemüse versorgen.
Architektur: Philippe Chiambaretta Architectes (PCA-Stream)
Bauherren: Covivio, Hines France, Assurances du Crédit Mutuel
Standort: 6 avenue de la Porte de Clichy, Paris (FR)
Tragwerksplanung Holzbau: Gustave
Tragwerksplanung Betonbau: Khephren
BIM-Management: Synthesia
Fassadenplanung: VS-A
Innenarchitektur (Hotel): Concrete Amsterdam
Landschaftsarchitektur: Topager
TGA-Planung: CCingénierie
Akustik: AVLS
Kunst am Bau: Pablo Valbuena
Generalunternehmen: Groupe Vertical Sea
Bruttogrundfläche: 16 200 m²